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Gewöhnliche Moschusschildkröte: Haltung im Aquarium

Die gewöhnliche Moschusschildkröte ist ein Stinker. So direkt zumindest bezeichnet es der englische Name stinkpot. Und auch die wissenschaftliche Bezeichnung Sternotherus odoratus trägt den Hinweis auf das charakteristische Merkmal des Reptils im Namen: Sie stinkt. Nicht immer, natürlich. Doch die Schildkröte, der anders als der ansonsten sehr ähnlichen Klappschildkröte die Scharniere am Bauchpanzer fehlen, kann sich nicht zum Schutz rundum verschließen. Stattdessen stößt sie aus vier Moschusdrüsen einen unangenehmen Geruch aus, der Fressfeinden den Appetit verdirbt und auch den Halter einen Schritt zurücktreten lässt. Gott sei Dank bedienen sich nur wehrlose Jungtiere dieser Taktik auch in Gefangenschaft gerne. Adulte Moschusschildkröten hingegen setzen Krallen und Zähne ein, wenn sie sich bedroht fühlen.

Gewöhnliche Moschusschildkröte

Aquarium für die Gewöhnliche Moschusschildkröte: artgerechte Haltung

Weder der eine noch der andere Abwehrmechanismus macht die Moschusschildkröte unbedingt zum attraktivsten Tier für die Haltung im Aquarium. Und auch ihr äußeres Erscheinungsbild erklärt ihre große Beliebtheit unter Reptilienfans nicht. Mit Ausnahme zweier Streifen, die sich jeweils über und unter dem Auge bis zum Hals erstrecken, ist sie bei variabler Färbung im Allgemeinen eher einfarbig dunkel, und sogar die soeben genannten Streifen verblassen mit der Zeit. Da machen Tiere wie etwa die Rückenstreifen-Zierschildkröte einfach mehr daher. Allerdings findet auch das urtümliche Aussehen der Moschusschildkröte seine Anhänger, und vor allem ihre Größe.

Mindestgröße

Sternotherus odoratus erreicht nämlich im Durchschnitt nur eine Panzerlänge von 10 cm. Kleinere Exemplare bleiben um die 8 cm lang, die größten können 14 cm erreichen. Zudem sind Moschusschildkröten Einzelgänger, die am liebsten alleine gehalten werden. Das gilt auch für Weibchen, die bei Gruppenhaltung sehr viel Platz und Struktur brauchen und doch besser auf sich selbst gestellt wären. Männchen hingegen können nur alleine gehalten werden. Größe und Naturell machen im Falle der Moschusschildkröte also die Schildkrötenhaltung auf relativ geringem Raum möglich.

Geht man von 10 cm Panzerlänge bei einem adulten Tier aus, sollte ein Becken für die artgerechte Haltung 80 x 40 x 40 cm (Länge x Breite x Höhe) bzw. 128 Liter nicht unterschreiten. Wer sich ein Jungtier holt, kann und sollte sogar kleiner anfangen. Bis 5 cm Panzerlänge reichen 40 x 25 x 25 cm bzw. 25 Liter. Das Becken wächst über die Jahre mit den Schildkröten mit. Setzt man kleine Exemplare direkt in ein großes Aquarium, sind sie kaum noch zu finden.

Gewöhnliche Moschusschildkröte im Aquarium

Ein Wort zu den Literangaben: Moschusschildkröten wandern und wühlen gerne am Bodengrund. Die Grundfläche ist hier also besonders wichtig. Ein Becken mit gleicher Literzahl, aber geringerer Länge und größerer Höhe ist daher weniger geeignet. Das umso mehr, als die Tiere zwar recht gut schwimmen, aber besser klettern und auf diese Weise die Oberfläche erreichen. Hohe Wasserstände funktionieren für Moschusschildkröten nur, wenn wie in der Natur eine langsam ansteigende Uferböschung oder eben im Aquarium genug Struktur zum Klettern vorhanden ist.

Was den Wasserstand im Aquarium betrifft, so muss auch dieser der Größe der Tiere angepasst sein. Allgemein gilt die Faustformel: Wasserstand = 3 x Panzerlänge. Für adulte Moschusschildkröten kommt man so auf einen Wasserstand von nur 30 cm. Mit ein bisschen Übung, sprich langsamer Steigerung, können die Reptilien aber auch an eine Höhe von bis zu 60 cm gewöhnt werden. In der Natur findet man sie übrigens sogar an Stellen mit 9 m Wassertiefe. Allerdings können sie dort auch langsam das Ufer erklimmen, was an den senkrechten Wänden des Aquariums nicht möglich ist.

Einrichtung

Moschusschildkröten gehören zur Familie der Schlammschildkröten (Kinosternidae). Sie leben im Südosten der USA und Kanadas in Seen, Teichen, Sümpfen, Flüssen und Kanälen, solange die Strömung nicht zu stark und die Wasseroberfläche gut erreichbar ist. Auf eine langsam abfallende Böschung muss man im Aquarium verzichten, dafür kann man den steinigen Grund und den dichten Bewuchs gut nachahmen und so nicht nur Verstecke, sondern auch Klettermöglichkeiten anbieten, die helfen, an die Oberfläche zu kommen.

Steinaufbauten und Wurzeln sollten für mehr Grip eine raue Oberfläche haben und vor allem gut befestigt sein, damit die Tiere nicht davon erschlagen werden. Bei der Bepflanzung ist Aufsitzerpflanzen wie Javafarn, Zwergspeerblatt und Moos, die sich an Wurzeln und Steinen festhalten, der Vorzug zu geben vor Pflanzen, die im Bodengrund wurzeln. Auf diesem, der aus 2-3 cm Quarzsand bestehen sollte, laufen die Schildkröten nicht nur gerne umher, sondern durchwühlen ihn auch nach Nahrung und graben dabei die Pflanzen aus. Die gute Nachricht ist allerdings, dass sie diese eher selten fressen. Damit hat man immerhin eine Chance, in allen Wassertiefen für ausreichend Struktur zu sorgen. Neben den genannten Pflanzen eignen sich auch solche, die unter der Wasseroberfläche treiben, wie Hornkraut und Wasserpest. Denn die können gerade jungen Tieren als Ruheplatz nahe der Oberfläche dienen. Wasserlinsen und Froschbiss hingegen treiben auf der Oberfläche und sorgen mit ihrem Schatten dafür, dass es dort eher schummrig bleibt.

All zu viel Sonne mögen Moschusschildkröten nämlich nicht. Tatsächlich haben sie eine dünne Haut, die sie schnell austrocknen lässt, und kommen selbst zum Sonnen nicht ganz aus dem Wasser. Ideal ist eine Brücke aus Weidenholz oder Wurzeln, die aus dem Wasser ragen. Diese können zugleich als Versteck und Kletterhilfe genutzt werden und das Tier kann selbst entscheiden, wie weit es aus dem Wasser heraus will. Aber auch eine Korkrinde kannst Du zwischen Front- und Rückscheibe klemmen. Letztere kann für eine optimale Nutzung des Raumes übrigens noch mit einer strukturierten Rückwand versehen werden. Im Grunde begeben sich nur die Weibchen zur Eiablage so wirklich aufs Trockene. Hier muss ein Landteil von 30 x 20 cm Grundfläche in Form einer mit 12 cm Sand gefüllten Kunststoffkiste so eingebracht werden, dass er aus dem Wasser über eine Rampe leicht zugänglich ist.

Gewöhnliche Moschusschildkröte

Temperatur und Beleuchtung

Da der Landteil die Sonneninsel bildet, gehört über ihn die Beleuchtung. Am besten eignen sich Metalldampflampen mit UV-Anteil. Schildkröten sehen UV-A Strahlung und brauchen UV-B zur Synthese des wichtigen Vitamins D3. Am Sonnenplatz erwarten die Tiere natürlicherweise eine Kombination aus eben dieser UV-Strahlung, Helligkeit und Wärme, die es ihnen ermöglicht, die für manche körperlichen Prozesse nötigen Temperaturen zu erreichen. Am Sonnenplatz sollten daher 40-45 °C erreicht werden.

Dabei verändert sich die Beleuchtung im Verlauf der Jahreszeiten ebenso wie die Wassertemperatur. Deren höchste Werte können in der Regel nur durch Zuschalten eines Heizstabes erreicht werden. Im Dezember, Januar und Februar bleibt das Licht aus, die Temperaturen liegen zwischen 10-15 °C. In dieser Zeit halten die Reptilien eine Winterruhe. Diese kann aber auch im Kühlschrank durchgeführt werden, insbesondere für die Tiere aus nördlichen Gebieten, die den Winter bei 4-5 °C in Winterstarre verbringen. Wie das funktioniert, erklären wir Dir weiter unten. Im März bereitest Du die Schildkröten mit 6 Stunden Licht am Tag und Höchsttemperaturen von 17-20 °C auf das Ende der Überwinterung vor. Im April dürfen es dann 8 Stunden und 21 °C sein, im Mai 10 Stunden und 24 °C, im Juni nähern wir uns mit 13 Stunden und 27 °C der heißesten Jahreszeit, die im Juli mit 13 Stunden Beleuchtung und 28 °C erreicht ist. Im August bleibt die Temperatur gleich, aber die Tage werden mit 11 Stunden Licht am Tag kürzer, der Trend setzt sich im September mit 10 Stunden und 25 °C fort. Im Oktober sind bereits 8 Stunden und 22 °C erreicht, im November wird die Beleuchtungszeit schrittweise von fünf über drei und eine Stunde auf Null Stunden runtergefahren, die Temperaturen sinken langsam von 20 auf 17 °C.

Zwei Punkte zu Temperatur und Beleuchtung verdienen besondere Aufmerksamkeit:

  • 1. Die Lufttemperatur darf nicht deutlich kühler sein als die Wassertemperatur, sonst gehen die Tiere zu früh in den Winter.
  • 2. Die Pflanzen im Aquarium brauchen ebenfalls Licht zum wachsen. Hier eignet sich eine LED-Lampe für Reptilien mit UV-A-Anteil.

Zur Kontrolle der Werte kommt die übliche Mess- und Regeltechnik zum Einsatz. Insbesondere ein Thermometer ist unerlässlich, eine Zeitschaltuhr macht das Leben leichter.

Reinigung

Das A und O für eine gute Wasserqualität im Schildkrötenbecken ist natürlich ein Filter. Für die guten Kletterer ist ein Hamburger Mattenfilter besonders interessant, da er erklommen werden kann. Vorsicht: Ausbruchgefahr! Das Aquarium sollte von oben mit einem Gitter gegen zu viel Unternehmungsgeist gesichert werden. Ein Außenfilter ist aber ebenfalls eine gute Wahl. Zusätzlich muss alle 14 Tage mindestens die Hälfte des Wassers gewechselt werden. Ein Mulmsauger hält den Boden sauber, und mit einem Turtle Conditioner wird die Aussäuerung des Wassers durch Kotabgabe gemindert. Außerdem stärkt er den Panzer und versorgt die Tiere mit Kalzium und Vitamin B1.

Ernährung: Das frisst die Gewöhnliche Moschusschildkröte

Anders als bei anderen Wasserschildkröten fressen Moschusschildkröten überwiegend Fleisch, in freier Natur vor allem Muscheln und Insekten, je nach Verfügbarkeit. Dennoch sind sie omnivor, das heißt, auch pflanzliche Nährstoffe sind Teil ihrer Ernährung, so zum Beispiel eine Reihe von Samen. Im Aquarium lassen sich gut die üblichen Futterinsekten anbieten, lebend, getrocknet oder tiefgefroren. Regenwürmer etwa werden gerne genommen, aber auch Schnecken, Bachflohkrebse und Garnelen stehen auf dem Speiseplan. Sogar Fleisch, etwa vom Rinderherz, kannst Du geben. Die Größe ist nicht so wichtig, mit ihren kräftigen Kiefern kann die Moschusschildkröte auch Stücke aus der Beute herausbeißen. An pflanzlicher Kost können sich die Tiere selbst bedienen, wenn Wasserlinsen mit zur Einrichtung gehören. Turtlesticks eignen sich gut für eine extra Portion Vitamine, und Sepiaschalen stellen die Kalziumzufuhr sicher.

Die Menge allerdings ist schon von Bedeutung. Mehr als das Volumen des Kopfes Deiner Schildkröte sollte es nicht sein. Adulte Tiere sind mit vier Fütterungen die Woche gut versorgt, Jungtiere erhalten täglich Futter.

Gewöhnliche Moschusschildkröte

Winterstarre: So überwinterst Du die Gewöhnliche Moschusschildkröte

Die Überwinterung erstreckt sich in der Regel über die kalten Monate Dezember, Januar und Februar. Tiere aus den südlichen Verbreitungsgebieten lassen sich besonders gut bei 10-15 °C im Aquarium überwintern, sofern es an einem kühlen, dunklen Ort steht. Gerade Exemplare von nördlicher Herkunft fühlen sich in einer mit Wasser und Laub gefüllten Kunststoffbox im Kühlschrank bei 4-5 °C wohl. Der Wasserstand sollte mindestens so hoch sein wie der Panzer breit ist, damit sich die Schildkröte im Notfall wieder auf den Bauch drehen kann. Bei der Überwinterung im Kühlschrank muss einmal die Woche durch kurzes Öffnen der Türe für Luftzufuhr gesorgt werden. Außerdem solltest Du Deine Schildkröte einmal im Monat genauer unter die Lupe nehmen und nicht nur ihr Aussehen auf Auffälligkeiten untersuchen, sondern auch das Gewicht kontrollieren. Ein großer Gewichtsverlust kann auf Probleme hindeuten, die Überwinterung muss dann unter Umständen vorzeitig beendet werden.

Vor der Überwinterung solltest Du eine Kotprobe auf Parasiten untersuchen lassen. Warum das so wichtig ist, erfährst Du hier. Alles rund um die Überwinterung von Reptilien haben wir Dir in diesem Beitrag zusammengestellt.

Fortpflanzung und Zucht der Gewöhnlichen Moschusschildkröte

Moschusschildkröten werden in Gefangenschaft mit drei bis vier Jahren geschlechtsreif. Zu diesem Zeitpunkt messen die Männchen um die 6 oder 7 cm, die etwas größeren Weibchen um die 7 oder 8 cm. Die Männchen lassen sich am größeren und dickeren Schwanz erkennen, ansonsten ist die Unterscheidung schwierig. Allgemein sind in Europa mehr Weibchen erhältlich.

Moschusschildkröten können sich das ganze Jahr über paaren, tun dies aber vermehrt nach der Überwinterung. Ein bis zwei Monate nach der Auswinterung wird das erste Gelege von durchschnittlich zwei bis fünf Eiern in eine auf dem Landteil selbst ausgehobene Grube von 5-10 cm Tiefe gelegt. Bis zu fünf Gelege können in einem Abstand von 21-47 Tagen folgen.

Bis zum Schlupf vergehen nochmal 55-130 Tage, je wärmer gezeitigt wird, desto schneller geht es. Dabei hat die Temperatur im Inkubator, in den Du die Eier nach der Ablage vorsichtig überführen solltest, auch Einfluss auf das Geschlecht der jungen Schildkröten: Bei 22 °C und auch bei 30 °C schlüpfen vermehrt Weibchen, im Bereich dazwischen, also bei ca. 25 °C überwiegend Männchen, die tendenziell etwas länger brauchen. Die Jungtiere können bis zur Geschlechtsreife gemeinsam gehalten werden, spätestens dann aber ist die Einzelhaltung vorzuziehen.

Die Gewöhnliche Moschusschildkröte ist eine der beliebtesten Sternotherus Arten, aber nicht die einzige. Daneben gibt es noch die ebenfalls gerne gehaltene Dach-Moschusschildkröte (Sternotherus carinatus), Zwerg-Moschusschildkröten (Sternotherus minor minor), die Nackenstreifen-Moschusschildkröte (Sternotherus minor peltifer), Flache Moschusschildkröten (Sternotherus depressus) und die Alabama-Moschusschildkröte (Sternotherus intermedius). Die Gewöhnliche Moschusschildkröte (Sternotherus odoratus) steht nicht unter Artenschutz und unterliegt damit keinen Beschränkungen in der Haltung. Sie ist leicht als Nachzucht zu erhalten. Wer auf das Tierwohl Wert legt, sucht sich seine Schildkröte allerdings besser beim lokalen Züchter. Denn viele der Tiere kommen von Zuchtfarmen in den USA und haben einen langen und qualvollen Weg zu uns. Wer sich für eine Moschusschildkröte entscheidet, sollte auch bedenken, dass die urtümlichen Reptilien bis zu 50 Jahre alt werden. Eine lange Verpflichtung, aber auch viel Zeit zur Freude an den interessanten Tieren.