Gefahr im Terrarium: Parasiten bei Reptilien
Gefahr im Terrarium: Parasiten bei Reptilien
Immer mit dabei: Parasiten. Hier erfährst Du, wie Du mit einem Befall umgehst! Parasiten sind eines der häufigsten Probleme, mit denen Terrarienfreunde und ihre Zöglinge zu kämpfen haben. Sie breiten sich rasend schnell aus, sind nur schwer wieder los zu werden und stellen schnell eine große Gefahr für Gesundheit und Leben der betroffenen Reptilien dar. Umso wichtiger ist es, einen Befall zügig zu erkennen und richtig zu behandeln.
Wie erkenne ich einen Befall?
Wie sich ein Befall mit Parasiten erkennen lässt, hängt v. a. von der Stärke des Befalls ab. Im wesentlichen gibt es zwei Möglichkeiten, die ungebetenen Gäste zu erkennen:
- 1. Kotuntersuchung
- 2. Symptome
Routinemäßige Kotuntersuchung
Fast alle Reptilien tragen Parasiten verschiedenster Art in sich. Solange das Immunsystem funktioniert und die Erregerzahl nicht überhand nimmt, bereiten die Schädlinge dem Wirt keine Probleme. Die Tiere zeigen keine Symptome. Dabei wären Maßnahmen gegen die Parasiten gerade in diesem Stadium wichtig, damit der Befall nicht außer Kontrolle gerät. Daher ist es ratsam, regelmäßig eine Kotprobe untersuchen zu lassen. Mit einem Set wie dem Exomed Kotuntersuchungs Kit geht das ganz einfach per Post: Probe nach Anleitung entnehmen, verpacken und versenden. Alle benötigten Materialien und sogar Labor- und Versandkosten sind bereits enthalten. Ein auf Reptilien spezialisierter Tierarzt oder ein entsprechendes Labor kann anhand der Probe feststellen, ob ein Befall vorliegt und um welche Parasiten es sich handelt. Der Tierarzt berät dann zur richtigen Behandlung, um die Schädlinge bestenfalls loszuwerden oder zumindest eine Gefährdung der Tiergesundheit zu verhindern. Eine routinemäßige Untersuchung des Kots ein- bis zweimal jährlich hilft, das Problem rechtzeitig zu erkennen und anzugehen. Außerdem muss jeder Neuzugang (auch bei Erstbezug des Terrariums) und vor der Winterruhe per Kotprobe auf Parasiten getestet werden.
Symptome
Vermehrt sich der Parasitenbestand über Gebühr, z. B. weil das Immunsystem geschwächt ist, beginnt die gesundheitliche Beeinträchtigung der Wirte. Die Reptilien können in diesem Stadium verschiedene Symptome zeigen, an denen Du den Befall erkennen kannst:
- Apathie
- Nahrungsverweigerung
- Gewichtsabnahme trotz Nahrungsaufnahme
- Zittern
- Atemschwierigkeiten
- Erbrechen
- Durchfall
- Blut im Kot
- aufgetriebener Magen (Schlangen)
Die Symptome können nach Art des Parasiten und Schwere des Befalls variieren. In jedem Fall muss bei Auftreten jedes dieser Symptome ein fachkundiger Tierarzt hinzugezogen werden. Auch hier gibt wieder die Kotprobe Aufschluss über die Art des Parasiten. Die Schwere des Befalls kann nicht sicher am Befund der Probe abgelesen werden, da die Zahl an ausgeschiedenen Parasiten und/oder Eiern pro Ausscheidung nicht gleich ist. Deshalb ist auch ein negativer Befund keine Garantie dafür, dass Deine Zöglinge keine Gäste bewirten. Der Tierarzt wird aufgrund des Allgemeinzustandes des Tieres aber eine Einschätzung abgeben können und eine entsprechende Behandlung festlegen.
Wie gefährlich ist ein Befall?
In der Natur sind praktisch alle Tiere Träger von Parasiten. Das gilt auch für Reptilien. Allerdings leben diese bei gesunden Tieren in einem Gleichgewicht mit ihrem Wirt, dieser nimmt keinen Schaden. Das ist von der Natur klug eingerichtet: Der Tod des Wirtes, der sie am Leben erhält, ist nicht im Sinne der Parasiten. Die beengten Verhältnisse im Terrarium führen hingegen häufig dazu, dass dieses natürliche Gleichgewicht ausgehebelt wird. Die Begrenzung auf den verhältnismäßig kleinen Raum führt zu ständigem Kontakt mit belasteten Ausscheidungen und infizierter Tiere untereinander. Auch die Futterinsekten können die Parasiten aufnehmen. So kommt es zu einer häufigen Wiederansteckung und einer stetigen Zunahme des Befalls. Immungeschwächte Tiere spüren die Folgen als erste, doch auch gesunde Tiere sind jetzt in Gefahr. Selbst an sich harmlose Parasiten können bei hohem Infektionsdruck und ständiger Autoinfektion zu Schäden an Leber, Nieren oder Darm und letztlich zum Tod führen. Dass manche Parasiten wie Oxyuren nur schwer loszuwerden sind und der Befall daher als "normal" einzustufen ist, ist keine Ausrede, ihn durch Nichtstun gefährlich ansteigen zu lassen.
Welches sind die häufigsten Parasiten?
Jeder, der Reptilien hält, muss sich früher oder später mit Parasiten auseinandersetzen. Am häufigsten begegnen:
- Würmer
- Kokzidien
- Flagellaten
- Kryptosporidien
- Ziliaten
- Amöben
Würmer
Würmer sind ein verbreitetes Problem bei Reptilien. Während eine Infektion mit Bandwürmern (Cestoden) und Saugwürmern (Trematoden) eher selten vorkommt, finden sich regelmäßig Rundwürmer (Nematoden). Am häufigsten begegnen Pfriemenschwänze (Oxyuren), Hakenwürmer (Strongyliden), Zwergfadenwürmer (Gattung Strongyloides) und Spulwürmer (Askariden). Sie verursachen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt und führen zu Durchfall und Abmagerung. Eine Kotuntersuchung gibt Aufschluss über den Befall.
Kokzidien
Diese einzelligen Parasiten befallen meist die Darmschleimhaut, gelegentlich auch andere Organe wie die Gallengänge und verursachen Durchfall, Dehydration und Abmagerung. Die Oozysten (mikroskopisch sichtbares Entwicklungsstadium) sind im Kot nachweisbar.
Kryptosporidien
Kryptosporidien sind eine Unterart der Kokzidien und für zahlreiche Todesfälle bei Echsen und Schlangen verantwortlich. Besonders häufig werden sie bei Leopardgeckos, Kornnattern und aufgrund der Haltungsbedingungen bei Tieren aus dem Zoofachhandel zum Problem. Ein Nachweis bei der normalen Kotuntersuchung ist eher Zufall, sicherer ist eine Untersuchung des Kots mittels Färbung(Heine-Färbung oder ELISA), noch besser ein PCR-Test oder eine fluoreszenzmikroskopische Untersuchung(IFAT).
Flagellaten
Die Geißeltierchen haben ihren Namen von der peitschenartigen Verlängerung, mit der sie sich fortbewegen. Diese Einzeller stellen für Pflanzenfresser in der Regel kein Problem dar. Ein extrem starker Befall muss jedoch auch hier behandelt werden, insbesondere wandern einige Arten die harnableitenden Wege hinauf in die Nieren, wo sie Schäden verursachen können. Bei fleisch- und insektenfressenden Tieren jedoch ist ein Befall mit Geißeltierchen immer behandlungswürdig. Klassische Probleme sind Entzündungen des Magen-Darm-Traktes, des Harnapparates, der Kloake und gelegentlich auch anderer Organe. Der Nachweis erfordert eine möglichst frische Harnprobe.
Ziliaten
Wie die Flagellaten sind auch die Wimperntierchen für Pflanzenfresser meist ungefährlich. Bei starkem Befall kann es zu Durchfällen kommen, in diesen Fällen ist eine Behandlung angezeigt. Bei Insektenfressern führen die Tierchen mit dem namengebenden Saum aus feinen Härchen zu schweren Darmentzündungen. Daher muss bei jedem Befall eine Behandlung erfolgen. Die Zysten lassen sich auch in trockenem Kot nachweisen.
Amöben
Bei Echsen und Schlangen sind verschiedene Arten von Amöben zu beobachten. Am häufigsten ist die Gattung Entamoeba. Bei Schildkröten verläuft die Infektion meist harmlos, für alle anderen Reptilien kann sie leicht tödlich enden. Insbesondere bei Schlangen führt sie zu schweren Darmerkrankungen. Ein Nachweis in frischem Kot ist möglich, sicherer ist jedoch eine Färbung der Probe.
Wie behandle ich einen Befall?
Die beste Behandlung ist natürlich die Vorsorge. Jeder Neuzugang gehört in Quarantäne, bis die Kotuntersuchung grünes Licht gibt. Das gilt auch für den Erstbezug eines Terrariums durch ein einzelnes Tier. Denn bei Befall ist das gesamte Terrarium aufwendig zu reinigen und desinfizieren, unter Umständen muss ein Teil der Einrichtung wie die Bepflanzung entsorgt und ersetzt werden. Wer gerade mit viel Mühe und Geld ein Terrarium eingerichtet hat, möchte sich das sicher ersparen. Nach dem Einzug ist eine umfassende Hygiene nötig. Kot und Urin müssen täglich entfernt werden. Die Wasserschale ist täglich zu säubern und mit frischem Wasser zu befüllen. Ein- bis zweimal im Jahr sollte das Bodensubstrat ausgetauscht und bei dieser Gelegenheit das gesamte Terrarium gereinigt werden. Ein nicht zu dichter Besatz trägt dazu bei, den Infektionsdruck zu verringern, eine Stärkung des Immunsystems durch artgerechte Ernährung und ergänzende Gabe von Vitaminen und Mineralien sorgt für optimale Abwehrkräfte. Auch Stress kann diese schwächen, weshalb auf ausreichend Platz und Versteckmöglichkeiten für jedes Tier und ein artgerechtes Handling zu achten ist. Regelmäßige Kotuntersuchungen ein- bis zweimal im Jahr und vor der Winterruhe helfen, einen Befall frühzeitig zu erkennen und in den Griff zu kriegen.
Doch auch mit bester Hygiene und größter Umsicht lässt sich ein Befall oft nicht vermeiden. Der Tierarzt wird nach Untersuchung von Kot und gegebenenfalls Urin feststellen, um welchen Parasiten es sich handelt. Je nach Stärke des Befalls kann eine Quarantäne und besondere Hygiene ausreichend sein. Das Quarantänebecken sollte möglichst spärlich eingerichtet sein. Ein kleiner Karton als Versteck auf Küchenkrepp als Bodengrund muss reichen. So lassen sich Kot- und Urin schnell und häufig entfernen. Wasserschalen müssen besonders oft gereinigt und frisch befüllt werden. Warme Bäder können die Verdauung anregen und zu einer Entleerung von Darm und Blase außerhalb des Beckens führen und zu einer sauberen Umgebung beitragen. Sind keine Parasiten mehr nachweisbar, können die Bewohner in ihr eigentliches Terrarium zurückkehren. Natürlich, nachdem dieses gründlich gereinigt und desinfiziert wurde.
Bei einem schweren Befall kommt man jedoch um eine medikamentöse Therapie nicht herum. Das richtige Medikament wird vom Tierarzt verschrieben, die Anwendungshinweise sind unbedingt zu beachten. Man sollte sich nämlich vor Augen halten, dass diese Präparate den Tieren zusetzen. Selbst bei sachgemäßem Gebrauch werden auch nützliche Darmsymbionten vernichtet, das Abwehrsystem der Tiere dadurch zusätzlich geschwächt. Ein unverträgliches Medikament oder eine zu hohe Dosierung hingegen können Schäden am Nervensystem, der Leber oder den Nieren hervorrufen und tödlich enden. Aus diesem Grund ist auch anders als bei Säugetieren wie Hund und Katze auf vorbeugende, routinemäßige Wurmkuren zu verzichten!
Wie versende ich eine Probe?
Im Kot, manchmal auch im Urin, lassen sich bei Befall Parasiten, Eier und/oder Zysten nachweisen. Damit der Befund aussagekräftig ist, sollte die Probe möglichst frisch sein.
Entnahme
Am besten entnimmst Du frischen Kot direkt und verschließt ihn in einem Kunststoffröhrchen. Ideal sind die kleinen Eppendorff-Röhrchen. Eine gute Möglichkeit, eine ganz frische Probe zu erhalten, sind warme Bäder, die die Verdauung anregen. Steht nur etwas trockener Kot zur Verfügung, etwa weil das Tier keinen Kot absetzt, kann ein wirklich winziger Tropfen Wasser zugefügt werden. Bei Urinproben darauf achten, dass tatsächlich Harn eingesammelt wird und nicht nur die weiße Harnsäure, die in Form von Klumpen oder Schleim abgesetzt wird. Abgesehen von der Frische ist es auch wichtig, dass die Probe möglichst nicht kontaminiert ist, etwa durch Bodengrund oder Aquarienwasser. Auch aus diesem Grund empfehlen sich warme Bäder zur Probengewinnung. Saugende Materialien wie Küchenkrepp haben im Aufbewahrungsgefäß nichts verloren, da sie der Probe die Flüssigkeit entziehen! Der Behälter wird mit Tierart und Datum der Entnahme beschriftet.
Besteht der Verdacht auf Parasiten für ein bestimmtes Tier, sollte dessen Kot eingesendet werden. Da sich Parasiten aber schnell verbreiten, ist auch eine Probe vom Kot der anderen Tiere sinnvoll - jeweils mit entsprechender Beschriftung. Sammelproben über mehrere Tage sind nicht zielführend. Dass man die Proben keinem einzelnen Tier zuordnen kann, lässt sich verschmerzen, denn in der Regel sind alle Tiere betroffen, wenn bei einem Parasiten nachgewiesen werden. Schlimmer ist, dass die Probe eine große Menge trockenen Kot enthält und außerdem durch Zumischung von nicht befallenen Proben das Verhältnis von Schädling zu Probe verfälscht wird. Dies kann selbst dann passieren, wenn alle Tiere befallen sind, denn nicht mit jeder Ausscheidung werden Eier, Zysten oder Parasiten in gleicher Menge ausgeschieden.
Versand
Da für den Nachweis der meisten Parasiten eine frische Probe nötig ist, sollte die Probe direkt nach Ausscheidung aufgesammelt und ohne kontaminierende Materialien luftdicht verschlossen werden, z. B. in einem Eppendorff-Röhrchen. Das ganze wird dann nochmal in einer Tüte verpackt und in einem gepolsterten Versandumschlag als Großbrief versendet. So ist die Verpackung gegen Beschädigungen ausreichend geschützt und die Zustellung zum nächsten Tag garantiert. Aus Zeitgründen bitte nicht als Warensendung, freitags oder vor Feiertagen verschicken!
Exomed Kotuntersuchungs Kit
Damit vom richtigen Entnahmezeitpunkt über die fehlerfreie Entnahme und den sicheren Versand alles reibungslos läuft, gibt es das Exomed Kotuntersuchungs Kit. Es kann für alle Kleintiere, darunter auch Reptilien verwendet werden. Im Kit enthalten sind:
- Frankierter Rücksendeumschlag für die Zustellung der Probe ans Labor (Rücksendekosten Deutschlandweit zum Labor im Preis inbegriffen)
- Einsendeschein für Angaben zu Halter/Halterin und zum Tier
- Kotentnahme-Set und Anleitung (Kotröhrchen mit Ummantelung)
- An Sie adressierter Versandumschlag für die Befundzustellung der Laboruntersuchung (beide im Kaufpreis enthalten)
Untersuchung
Bei einer normalen Kotuntersuchung wird die Probe zweimal unter dem Mikroskop untersucht. Einmal unverändert, lediglich mit etwas Kochsalzlösung aufbereitet (nativ). Das zweite Mal nach dem Flotationsverfahren. Dabei wird die Probe in einer speziellen Lösung aufgelöst, wodurch Oozysten und Wurmeier von Beimengungen wie Bodengrund befreit werden und auch in geringer Zahl gefunden werden können. Für Kryptosporidien gibt es eigene Tests. Im Falle eines positiven Befundes müssen die Tiere einzeln in Quarantäne und nach Vorgabe des Tierarztes behandelt werden. Das Terrarium ist in dieser Zeit komplett zu reinigen. Rückstände von Reinigungsmitteln, egal wie ungefährlich, dürfen dabei nicht verbleiben. Hitzeunempfindliche Einrichtungsgegenstände werden im Ofen bei vorzugsweise 100 Grad Celsius unter Aufsicht! für eine Stunde erhitzt. Gegebenenfalls müssen Teile der Einrichtung, wie etwa die Bepflanzung und selbstverständlich der Bodengrund, entsorgt und ersetzt werden.
Parasitencheck vor Winterruhe
Zwei Monate vor der Winterruhe sollte in jedem Fall eine Kotprobe untersucht werden. Sollte diese positiv sein, muss sofort mit der Behandlung begonnen werden. Die Tiere sollten die Möglichkeit haben, danach noch einmal den Darm zu entleeren, damit abgetötete Parasiten, ihre Eier und Oozysten nicht im Darm faulen.
Gefahr für Säugetiere und Menschen?
Die meisten bei Reptilien zu findenden Parasiten befallen nur Reptilien, oft sogar nur dieselbe Art. Für im Haushalt lebende Säugetiere wie Hund und Katze oder Menschen sind sie daher keine Gefahr. Eine besondere Gefahr für den Menschen geht von Salmonellen aus. Diese sind bei den meisten Reptilien anzutreffen, für diese jedoch ungefährlich. Vor einer Ansteckung schützt eine vernünftige Hygiene. Vor (mit Blick auf die Gesundheit der Tiere) und nach (mit Blick auf die eigene Gesundheit) der Arbeit am Terrarium sind die Hände gründlich zu waschen. Kot, Futterschalen und am besten auch die Tiere selbst haben nichts außerhalb des Terrariums zu suchen, insbesondere nicht dort, wo gegessen wird. Auch für Kinderhände sind Reptilien nichts. Zum einen handelt es sich nicht um Schmusetiere, sondern um wilde Tiere, die in der Regel scheu sind und auf ein - unsachgemäßes - Handling gestresst reagieren. Zum anderen sind kleine Hände schnell im Mund, bevor sie gründlich gereinigt wurden.