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Zweiköpfige Schlangen

Immer wieder liest man in den Nachrichten von Schlangen mit zwei Köpfen. Ob im Regenwald entdeckt, im Zoo gesehen oder beim Züchter geboren. Eine zweiköpfige Schlange zieht die Aufmerksamkeit auf sich wie kein anderes Tier, auch nicht eins mit zwei Köpfen. Dabei handelt es sich wie bei allen anderen Lebewesen mit körperlichen Abweichungen um eine Laune der Natur.

Laune der Natur

Der wissenschaftliche Ausdruck für Zweiköpfigkeit lautet Dizephalie oder auch Dicephalie. Darin stecken die griechischen Worte dyo = zwei und kephalos = Kopf. Sie ist eine Form der Polyzephalie, die entsprechend Vielköpfigkeit meint. Bei Lebewesen mit zwei Köpfen handelt es sich um eine besondere Form von siamesischen Zwillingen. Der Fetus teilt sich in diesen Fällen nur unvollständig, so dass nur der Kopf und der Hals zweimal angelegt sind, der Rest des Körpers wird geteilt. Gelegentlich können auch einzelne Organe im Oberkörper in doppelter Ausführung vorhanden sein, was Einfluss auf die Überlebenschancen hat.

In der Praxis

Wird eine zweiköpfige Schlange geboren, bleibt zunächst abzuwarten, ob sie überlebt. Steht dann die erste Fütterung an, wird es spannend. Welcher Kopf geht zuerst an das Futter? Am besten wäre es natürlich, das Tier bzw. die Tiere vorher dem Tierarzt vorzustellen. Der kann nicht nur den Allgemeinzustand überprüfen, sondern vor allem ein Röntgenbild machen. So kann man zum Beispiel erkennen, ob sich an beide Köpfe eine Speiseröhre anschließt. Denn nur dann kann das Futtertier ja auch geschluckt werden. Steht physiologisch nichts im Wege, kann man beruhigt an die Fütterung gehen und beobachten, wie die beiden Köpfe sich verhalten.

Zwei Dinge sind bei der Fütterung zweiköpfiger Schlangen zu beachten. Zum einen müssen beide Köpfe nacheinander gefüttert werden. Bei Würgeschlangen würde alles andere ja auch keinen Sinn machen, da nur ein Körper die Beute umschlingen kann. Außerdem würden bei gleichzeitiger Fütterung an einem Punkt im Körper zwei Futtertiere gleichzeitig ankommen. Das sollte man besser nicht riskieren.

Füttert man beide Köpfe nacheinander, steht man natürlich vor einem anderen Problem. Im Normalfall würde man zwei Tiere für die Fütterung trennen. Denn gehen zwei Schlangen ans gleiche Tier, können sie sich verkeilen oder die kleinere wird gleich mit gefressen. Das geht in diesem Fall allerdings nicht. Während man generell dabei bleiben sollte, bis die Schlange gefressen hat, ist das bei zweiköpfigen Schlangen gar nicht anders möglich. Der Kopf, der warten muss, wird versuchen, dem anderen die Beute streitig zu machen. Da muss man als Halter dann dazwischen, zum Beispiel mit der Futterzange oder bei großen Tieren mit dem Schlangenhaken. Übrigens zeigt sich bei zweiköpfigen Schlangen oft ein Kopf aktiver als der andere. Das ist sicher spannend zu beobachten, wie sich die Tiere im Laufe der Zeit entwickeln. Über Fragen, ob der eine Kopf noch Hunger hat, wenn der andere gefressen hat, kann man sich den eigenen zerbrechen.

Mythologie und Doppelschleichen

Zweiköpfige Schlangen sind selten, aber doch hier und da immer mal wieder zu sehen. Und das vermutlich schon seit jeher. Jedenfalls kennt bereits die griechische Mythologie Schlangen mit zwei Köpfen. Die sogenannte Amphisbaena (griechisch amphis = beide Wege, baino = ich gehe) soll entstanden sein, als der Held Perseus mit dem abgeschlagenen Haupt der Medusa mit dem Schlangenhaar über die lybische Wüste flog und Tropfen ihres Blutes auf seinem Weg verteilte. Autoren wie Plinius der Ältere sehen in ihnen unter anderem eine doppelte Gefahr, da sie gleich aus zwei Köpfen Gift verspritzen könnten. Allerdings weisen der Name, die Darstellungen, die sich auch in späteren Zeiten in der Heraldik finden, und die Schilderungen des Plinius darauf hin, dass der mythische Vorgänger der zweiköpfigen Schlangen seine Köpfe an je einem Ende des Tieres hatte und sich so in zwei Richtungen vorwärtsbewegen konnte.

Damit gehen sie eher auf die sogenannten Doppelschleichen zurück, die mit ihnen auch den Gattungsnamen Amphisbaenia teilen. Diese haben allerdings nicht wirklich zwei Köpfe, auch wenn der Schwanz schwer vom Kopf zu unterscheiden ist. Zu den Schlangen werden diese Wurmschleichen heute nicht mehr gezählt. Und überhaupt haben sie wenig Ähnlichkeiten mit tatsächlich zweiköpfigen Schlangen, bei denen die Köpfe nebeneinander liegen.

Heute betrachtet jeder Züchter eine zweiköpfige Schlange vermutlich am ehesten als großes Glück. Denn eine solche Laune der Natur aus der Nähe zu beobachten, ist nicht jedem vergönnt. Stimmen die körperlichen Voraussetzungen und beachtet man die Besonderheiten bei der Fütterung, unterscheidet sich die Haltung im Terrarium nicht von der normalen Schlangenpflege.