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Für eine Überraschung gut: Immer mehr Fortbewegungsarten bei Schlangen entdeckt

Laufen ohne Füße, Klettern ohne Hände. Durch eine Laune der Evolution haben Schlangen ihre Gliedmaßen verloren. Und trotzdem findet man sie überall dort, wo wir Menschen nur schwer vorankommen: Im Wüstensand, in Baumkronen und im Wasser. Aber auch im morastigen Untergrund in Ufernähe, am laubbedeckten Waldboden und sogar in der Luft! Möglich wird das durch die optimale Anpassung ihres Körpers an eine Reihe von Bewegungsformen. Und davon scheint es mehr zu geben, als bislang bekannt.

Kriechen, Schlängeln, Seitenwinden, Ziehharmonika

Bisher kannte man von Schlangen vier Bewegungsarten: Das Kriechen, Schlängeln, Seitenwinden und die Ziehharmonika-Bewegung.

Geradezu das Sinnbild der Schlange ist das Schlängeln. Beim Schlängeln bewegt die Schlange ihren Körper in einer wellenförmigen Bewegung durch Druck nach vorne. Der Druck wird durch Reibung aufgebaut. Für diese wiederum sind die Bauchschuppen zuständig. Die Reibung ist dort am größten, wo sich die Schlange nach hinten abdrückt, während der Widerstand nach vorne geringer ausfällt: Dadurch gelingt es der Schlange, ihren Körper nach vorne zu schieben. Damit das schneller geht, liegt der Schlangenkörper übrigens nicht überall ganz auf. Das verringert den Widerstand noch einmal und der Schub nach vorne wird weniger gebremst.

Das machen sich gerade Wüstenschlangen beim Seitenwinden zu Nutze. Um den Kontakt zum heißen Sand zu minimieren, liegen nur wenige Punkte des Körpers auf.

Beim Kriechen bewegen sich Schlangen geradlinig nach vorne. Die Bauchmuskeln sind mit den Schuppen an Bauch und Rippen verbunden. So können diese Schuppen aufgestellt und dann wieder gelockert werden, wodurch der Körper nach vorne geschoben wird. Diese Art der Fortbewegung ist eher langsam und vermehrt bei sehr großen und schweren Schlangen zu beobachten.

Mit der Ziehharmonika-Bewegung können Schlangen sich auch auf glattem Grund bewegen und zum Beispiel dünne Baumstämme erklettern. Dabei drücken sie sich mit dem hinteren Ende ab und schieben den Kopf vor, um sich mit diesem abzustützen und den Rest des Körpers nachzuziehen.

Schwimmen, Hangeln, Fliegen

Wer hätte es gedacht: Grundsätzlich kann jede Schlange schwimmen. Wüstenbewohner haben dazu vermutlich wenig Gelegenheit. Andere Schlangen leben direkt am und mit dem Wasser und gehen regelmäßig schwimmend auf Beutefang. Wieder andere Schlangen leben gleich ganz im Wasser. Das Schwimmen ist vom Bewegungsablauf dem Schlängeln gleichzusetzen.

Baumbewohnende Schlangen haben selten das Glück, sich über ebenen Grund zu bewegen. In den Baumkronen geht es rauf und runter und dazwischen sind zum Teil große Lücken zu überbrücken. Die Tiere hangeln sich von Ast zu Ast. Damit das funktioniert, suchen die Schlangen Halt mit dem Schwanz und strecken den vorderen Teil des Körpers so weit aus, bis sie einen geeigneten Ast erreichen. Hier hält sich der Vorderkörper fest, der Rest wird nachgezogen.

Und was passiert, wenn die Schlange so keinen geeigneten Halt in Reichweite findet? Für viele heißt es dann, den Rückzug antreten und nach einer anderen Möglichkeit suchen. Fünf asiatische Schmucknatter-Arten hingegen überbrücken Strecken von bis zu 90 Metern. Fliegend! Sie können ihre Rippen so wölben, dass der Körper eine Art Rinne bildet. So gleiten sie durch die Luft und aus der Reichweite von Angreifern. Australische Bronzenattern wiederum springen von Baum zu Baum, indem sie ihren Körper zusammenziehen und dann mit Schwung in Richtung des Ziels katapultieren wie Forscher der Virginia Tech 2020 herausfanden.

Lasso-Technik

Noch größer war das Staunen, als eine Schlange bei einer ganz neuen Art der Fortbewegung überrascht wurde. Eigentlich wollten Julie Savidge von der Colorado University und ihre Kollegen herausfinden, wie man die Vogelwelt Borneos vor den eingeschleppten Nachtbaumnattern schützen könnte. Die nämlich konnten bis zu Nestern vordringen, die hoch in den Baumkronen für andere Schlangen unzugänglich waren. Eine Schutzmaßnahme bestand darin, die Nester am Ende eines besonders dicken und glatten Pfostens zu positionieren. In der Annahme, dass Schlangen keine vertikalen glatten Oberflächen bezwingen können. Weit gefehlt. Die Nachtbaumnatter zeigt in dem Überwachungsvideo, wie sie ihren Schwanz wie ein Lasso um den glatten Pfahl legt und die Schlinge durch kleinste Wellenbewegungen langsam nach oben schiebt. Dass dazu viel Kraft nötig ist, zeigte sich allerdings an den zahlreichen Ruhepausen, die das Tier einlegen musste. Wer aber Jagd auf Eier und nestjunge Vögel macht, hat keine Eile und kommt auch langsam ans Ziel. Die Forscher müssen beim Thema Vogelschutz jetzt umdenken. Es bleibt die Erkenntnis, dass Schlangen immer für eine Überraschung gut sind!

Bei so viel Kreativität rund um die Fortbewegung sollte man diese seinen Tieren auch im Terrarium ermöglichen. Zu einer artgerechten Haltung gehört eben die Entfaltung aller natürlichen Verhaltensweisen. Dazu braucht es den passenden Bodengrund sowie die richtige Einrichtung. Von Bepflanzung über Höhlen, Verstecke und Tunnel bis hin zu Klettermöglichkeiten in Form von Wurzeln und Hölzern, die je nach Art horizontal und vertikal eingebracht werden. Wie man sieht, darf für manche Schlangen auch mal eine Lücke dabei sein. Vielleicht hast Du ja Glück und ertappst Deine Schlange bei einem verrückten Kunststück.