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Afrikanischer Riesentausendfüßer - Haltung und Pflege im Terrarium

Tausendfüßer oder Tausendfüßler? Nicht so wichtig. Denn eigentlich heißt der Gigant aus den afrikanischen Regenwäldern und Savannenrändern südlich der Sahara auf Deutsch Riesenschnurfüßer (Aha! Also doch: Tausendfüßer). Wissenschaftlich Archispirostreptus gigas. Und tausend Füße sind es ohnehin nicht.

Afrikanischer Riesentausendfüßer: Körperliche Besonderheiten

Riesig ist natürlich immer relativ. Aber mit bis zu 30 cm Länge ist der Afrikanische Riesentausendfüßer für ein Insekt schon recht stattlich. Auch sein Alter - oder das der Art - beeindruckt: Bereits vor 400 Millionen Jahren sollen die Tiere die Erde bevölkert haben. Damals allerdings in wirklich riesigen Dimensionen von bis zu 2 Metern! Die heutige Größe ist um einiges handlicher mit Blick auf die Haltung der Tausendfüßer im Terrarium. Ihr urzeitliches Aussehen haben sie sich aber erhalten.
Der schnurförmige Körper besteht aus einer Reihe von Rippen/Segmenten und Beinpaaren. Am halbrunden Kopf befindet sich ein Fühlerpaar, dessen Enden die Funktion von Augen, Ohren und Nase übernehmen. Der wichtigste Sinn der Tiere ist aber der Tastsinn. Sie ziehen ihre Informationen über die Umwelt hauptsächlich aus Erschütterungen und die Kommunikation untereinander läuft, etwa bei der Paarung, im Wesentlichen über Berührung. Der Afrikanische Riesentausendfüßer ist rundum dunkelbraun bis schwarz gefärbt, was bei dieser Art im Unterschied zu anderen auch die Bauchseite und die Beinpaare mit einschließt. Von denen gibt es übrigens keine Tausend, sondern eher um die 200. Immer noch eine beachtliche Anzahl und eine beeindruckende Koordinationsleistung, wenn er diese in wellenförmigen Bewegungen zur Fortbewegung nutzt.
Eine Besonderheit zur Anzahl von Rippen und Beinpaaren: Die rund 8000 Arten an Tausendfüßern unterscheiden sich darin nach vier Gruppen entsprechend der speziellen Art des Wachstums:

  • Epimorphose: Bei dieser Art des Wachstums verfügen die Tiere schon beim Schlüpfen über die endgültige Zahl an Rippen und Beinpaaren.
  • Anamorphose: Bei dieser Art des Wachstums kommen immer mehr Rippen und Beinpaare dazu, solange der Tausendfüßer wächst.
  • Teloanamorphose: Bei dieser Art des Wachstums ist das zahlenmäßige Ziel (altgriechisch "telos") festgelegt, im Laufe des Lebens wird die vorbestimmte Anzahl an Rippen und Beinen dann schrittweise erreicht.
  • Euanamorphose: Bei dieser Form des Wachstums kommen nur bei der Häutung neue Rippen und Beinpaare hinzu.

Afrikanischer Riesentausendfüßer - Haltung im Terrarium
Übrigens sondern Afrikanische Riesentausendfüßer zwischen den Segmenten ein ätzendes Sekret ab, das unter anderem Blausäure enthält. Für das Handling ist also ein respektvoller Abstand zu Augen, Nase und Mund unerlässlich. Auch Handschuhe sind eine gute Idee, denn die Flüssigkeit kann die Finger blau verfärben. Außerdem stinkt sie. Was des einen Leid ist des anderen Freud. Genau diesen Gestank machen sich nämlich die Lemuren in Madagaskar zunutze. Sie beißen in die Tausendfüßler und reiben sich mit dem abgesonderten Sekret ein. Der Gestank schützt sie vor Mücken und Co. Ein Lichtblick für Halter: Wer sich nicht gerne per Duftmarke vor Insekten schützt, darf nach Berichten darauf hoffen, dass die Tiere mit der Zeit handzahm werden und die Spritzerei sein lassen.

Afrikanischer Riesentausendfüßer: Haltung im Terrarium

Warum sollte man einen Afrikanischen Riesentausendfüßer im Terrarium halten? Es gibt genug Leute, die beim bloßen Anblick schreiend die Flucht ergreifen würden. Dabei handelt es sich um faszinierende Tiere, über deren Sozialverhalten und Fortpflanzung wenig bekannt ist. Denn die meiste Zeit halten sich die nachtaktiven Insekten unter der Erde auf. Im Terrarium hingegen kann man sie mit ein bisschen Glück auch dort durchs Glas beobachten. Wer das tun möchte, sollte darauf achten, dass er sein Terrarium noch anheben kann, um auch von unten reinsehen zu können.

Mindestgröße

Die Tausendfüßer sind soziale Tiere, die in der Natur in Gruppen leben. Für die Haltung im Terrarium haben sich vier bis sechs Exemplare bewährt. Für eine solche Gruppe braucht man ein Terrarium mit mindestens 80 x 40 x 40 cm (Länge x Tiefe x Höhe).

Einrichtung

Gemäß Herkunftsgebiet wird ein Tropenterrarium benötigt. Da die Tausendfüßer häufig wochenlang im Boden zubringen, etwa bei der Häutung oder Fortpflanzung, muss v. a. die Substrathöhe stimmen. Da die Insekten auch den Bodengrund als Nährstoffquelle nutzen, muss dieser richtig gewählt sein. Gut geeignet ist ungedüngte Terrarienerde oder Humus mit Laubhäcksel, weißfaulem Holz und Calciumsand oder Calciumgrit. Vorsicht: Torf ist basisch und greift den Panzer der Tiere an! Also Finger weg. Obenauf Rindenstücke, Moos, Farne und ungiftige Pflanzen. Ein Versteck darf auch gerne angeboten werden.

Afrikanischer Riesentausendfüßer - Haltung im Terrarium

Temperatur, Beleuchtung, Luftfeuchtigkeit

Die ideale Temperatur sollte zwischen 25 und 30° C am Tag liegen, mit einer Absenkung bis auf 20° C in der Nacht. Heizkabel oder eine Heizmatte eignen sich, um diese zu erreichen. Auf einer Seite des Terrariums installiert, stellt sich automatisch das nötige Temperaturgefälle im Terrarium ein.
An die Beleuchtung stellen die nachtaktiven Insekten keine Ansprüche. Eine Nachtlampe erleichtert aber das Beobachten.
Wichtig ist eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit. Insbesondere in der Nacht sollten mindestens 85 % erreicht werden. Regelmäßiges Sprühen mit der Sprühflasche, ein Wasserbecken und eine Wetbox gerade für die Häutung müssen schon sein. Zur Kontrolle der Werte kommt die übliche Mess- und Regeltechnik zum Einsatz, insbesondere auf Thermometer und Hygrometer kann nicht verzichtet werden.

Reinigung

Die tägliche Reinigung ist unkompliziert, im Prinzip müssen v. a. Futterreste entfernt werden. Wo gut erreichbar, sollte man auch den Kot entfernen, ansonsten einmal im Jahr das Substrat austauschen. Futter- und Wasserschale müssen täglich gereinigt und frisch befüllt werden.

Ernährung

Die Afrikanischen Riesentausendfüßer fressen im Grunde alles. In der Natur übernehmen sie damit die Aufgabe der Bodenpolizei. Allerdings besteht ihre Kost zu rund 90 % aus Pflanzen. Bei der Haltung im Terrarium kann man Laub, Kohl, Salat und Südfrüchte (mit Ausnahme von Zitrusfrüchten) anbieten, um diesen Bedarf zu decken. Wer sich gerne mehr Mühe gibt, kann auch gekochte Kartoffeln und Möhren geben. Als Proteinquelle dient eingeweichtes Trockenfutter für Hund oder Katze, Fischfutter oder tote Futterinsekten. In der Natur decken die Tiere diesen Teil ihrer Ernährung z. T. auch durch das Fressen von Tierkot! Einen ebenfalls wichtigen Bestandteil der Nahrung macht die Einrichtung aus. Vom Substrat (s. o.) über Laub bis zu weißfaulem Holz wird gerne alles gefressen, was sich in der Natur auf dem Boden findet. Für das Endoskelett von entscheidender Bedeutung ist die Gabe von Calciumpräparaten. Denn nur so kann die Haut den Körper stützen.
Interessant: Halter berichten, dass die Tausendfüßer sich manchmal auf tierische Nahrung stürzen, sie aber manchmal gänzlich verschmähen. Also keine Sorgen machen, wenn das Tierfutter stehen bleibt.

Fortpflanzung und Zucht

Wer züchten will, muss nicht viel tun. Das Tausendfüßermännchen umwirbt das Weibchen mit bestimmten Bewegungen auf dessen Rücken. Ist das Weibchen bereit, kommt es zur Paarung. Die Geschlechter lassen sich anhand einer kleinen Lücke auf Höhe des siebten Segments unterscheiden. Denn bei Männchen hat sich dieses Beinpaar zu den Geschlechtsorganen, den sog. Gonopoden, umgewandelt. Auf die Schnelle lassen sich Männchen und Weibchen an der Körpergröße unterscheiden. Die Weibchen sind länger und massiger. Da die Weibchen Sperma speichern, können sie auch ohne Partner noch befruchtete Eier legen. Bis zur Eiablage können Monate vergehen. Jedes Ei wird einzeln abgelegt und in Kot oder Substrat verpackt. Paarung, Eiablage und Schlupf geschehen unter der Erde. Wer Glück hat, kann die Fortpflanzung durch die Terrarienwände verfolgen. Wer nicht züchten will, entfernt die Eier, sofern er sie findet, friert sie für 48 Stunden ein und entsorgt sie dann im Müll. Das Einfrieren bitte nicht auslassen, sonst gibt es bald eine Population Afrikanischer Riesentausendfüßer in der Nachbarschaft, die einheimische Arten verdrängen kann. Wer nicht viel Platz hat und sein Terrarium schon an der Besatzgrenze fährt, sollte beim Aufspüren der Eier bitte sorgfältig vorgehen: Die Lebenserwartung liegt bei 10 Jahren und mehr!

Afrikanischer Riesentausendfüßer - Haltung im Terrarium