Wenn Frösche schwitzen
Phyllomedusa und Chiromantis vertragen ganz erstaunliche Temperaturen. Bis 40 °C erwärmt sich ihr Körper mit der steigenden Umgebungstemperatur, ohne Schaden zu nehmen. Doch da ist noch nicht Schluss. Während das Thermometer weiter klettert, bleibt die Körpertemperatur der Frösche stabil. Wie ist das möglich?
Kontrollierte Verdunstung
Das Zauberwort lautet kontrollierte Verdunstung. Das ist im Grunde das, was unser Körper tut, wenn er schwitzt. Bei den Fröschen geschieht dies durch die periodische Entleerung von Drüsen, die in Form vieler Kanäle über die Haut verteilt sind. Vermutlich handelt es sich dabei um Schleimdrüsen.
Schutz vor Austrocknung
Das größte Problem an der Hitze ist für Amphibien die damit einhergehende Gefahr der Austrocknung. Während Säugetiere, Vögel und Reptilien durch eine relativ dicke Haut vor zu großer Verdunstung ihrer Körperflüssigkeiten geschützt sind, verfügen Amphibien nur über eine einzige Lage Zellen als Barriere zwischen der Feuchtigkeit im Körper und der Außenluft. Das hat seine Vorteile. Amphibien wie Frösche brauchen nicht zu trinken. Sie decken ihren Flüssigkeitsbedarf über die Haut, durch die sie die nötige Flüssigkeit aus dem Boden oder dem Wasser aufnehmen. Die Kehrseite der Medaille: Sind sie von warmer Luft umgeben, geht das Wasser den umgekehrten Weg und verdunstet aus dem Körper. Deshalb sind die richtigen Werte im Terrarium, eine passende Heizung und Befeuchtung durch Sprühflasche, Beregnungsanlage oder Vernebler auch so wichtig. Neben Verstecken und einem feuchten Bodengrund. Denn dort suchen Amphibien bei großer Wärme Kühlung und Feuchtigkeit, die sie in der Natur in Tümpeln oder Erdlöchern finden. Besonders wichtig ist es daher, dass Deine Amphibien über eine Badegelegenheit und am besten eine Wetbox mit Moos verfügen. Auch der Urin kann aus der Blase per Osmose wieder dem Körper zugeführt werden und damit den Feuchtigkeitshaushalt ausgleichen helfen.
Die Notbremse: Sich von der Umgebung unabhängig machen
Sind die Möglichkeiten von Verstecken in Bodengrund, Höhlen und Pflanzen sowie die Flüssigkeitsreserven in der Blase ausgereizt, wird es brenzlig. Verschiedene Froscharten haben jetzt noch verschiedene Notfallsysteme, mit denen sie die Austrocknung einmal mehr abwenden können. Bei Phyllomedusa und Chiromantis ist es das "Schwitzen". Dabei stimmen sie den Einsatz der Mittel erstaunlich genau auf die Umweltbedingungen ab: Nicht nur werden große Temperaturunterschiede ausgeglichen, auch Windgeschwindigkeit und die relative Luftfeuchtigkeit finden Berücksichtigung. So kommt es, dass diese Frösche sich trotz hoher Temperaturen nur sehr selten für wenige Stunden kühlen müssen.
Die beiden Arten haben auch sonst so manche Überraschung auf Lager. So kann Chiromantis seine Farbe von grau-bräunlich zu weiß wechseln. Das Sonnenlicht wird nun vom Frosch reflektiert, wodurch sich die Sonneneinstrahlung und damit die Wärmeeinwirkung reduziert. Phyllomedusa, der währenddessen in den Schatten weichen muss, legt aber noch eins drauf: Offenbar handelt es sich bei dieser Art um den einzigen Frosch, der trinkt!