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Symptom: Aufgestellte Hinterbeine

Symptom: Aufgestellte Hinterbeine

Deine Echse oder Schildkröte spreizt beim Laufen die Hinterbeine seltsam ab? Dann solltest Du ganz schnell einen Blick auf die Kloake werfen. Aufgestellte Hinterbeine während der Bewegung deuten darauf hin, dass Dein Tier in der Region Schmerzen hat.

Aufgestellte Hinterbeine bei Bewegung: Schonhaltung

Was nach seltsamen Verrenkungen aussieht, ist also eigentlich eine Schonhaltung. Indem Dein Tier die Beine möglichst weit von der schmerzhaften Stelle entfernt, versucht es, für Entlastung zu sorgen. Das kennst Du sicher auch von Dir selbst. Tut es irgendwo am Körper weh, wird der entsprechende Körperteil möglichst nicht bewegt oder berührt. Aufgestellte Hinterbeine bei Bewegung verweisen wie gesagt in den Bereich der Kloake als Ursache für den Schmerz. Weitere Symptome können den Verdacht bestätigen.

Symptome für Schmerzen an der Kloake

  • Scheuern des Hinterteils an Einrichtungsgegenständen
  • aggressive Verweigerung der Paarung während der Paarungszeit
  • allgemeine Schmerzzeichen wie Aggressivität, Drohgebärden, geöffnetes Maul, beschleunigte Atmung, Unruhe, Anspannung; bei lange anhaltenden Schmerzen auch Bewegungsunlust, vermehrter Rückzug ins Versteck und Lethargie

Ursachen

Wie gesagt sind aufgestellte Hinterbeine bei der Bewegung ein Zeichen, dass etwas rund um die Kloake nicht stimmt. Die Kloake ist ein Teil des Enddarms und der gemeinsame Ausgang für Darm, Harnleiter und Geschlechtsorgane. Bei männlichen Tieren findet sich auf beiden Seiten der Schwanzwurzel eine je taschenförmige Einstülpung der Kloakenwand (Hemipenistasche) mit einem Hemipenis, was "halber" Penis heißt. Die zweifache Ausführung hängt mit der Art und Weise der Paarung zusammen. Männliche Echsen besteigen das Weibchen nicht vollständig, sondern schmiegen sich eher von der Seite her an und nutzen dann das Organ der entsprechenden Seite. Der Hemipenis ist in der Form auf die Kloake des Weibchens artspezifisch abgestimmt und verfügt auf der Innenseite über eine Spermarinne, über die bei der Ejakulation das Sperma in die Kloake des Weibchens läuft. Schildkröten haben anders als Schuppenkriechtiere keinen Hemipenis, sondern einen Penis. Kurios: Auch die Weibchen besitzen an der gleichen Stelle zwei taschenförmige Ausstülpungen mit Strukturen, die dem Hemipenis genau entsprechen, bis hin zur Spermarinne. Die Funktion dieser sogenannten Hemiclitoris ist allerdings noch nicht geklärt, bei der Paarung kommt sie jedenfalls nicht zum Einsatz.

So vielfältig wie die Funktionen der Kloake sind auch die Probleme, die sie in Mitleidenschaft ziehen können. Konkret kann es sich um einen Darmvorfall, eine Entzündung oder einen Vorfall der Kloake, Erkrankungen des Hemipenis oder Probleme mit der Eiablage handeln, die ebenfalls über die Kloake erfolgt.

Darmvorfall

Der Verdacht auf einen Darmvorfall bestätigt sich, wenn Du im Bereich der Kloake eine rosa bis bräunliche Ausstülpung vorfindest. Eine mögliche Erklärung, wie es dazu kommen kann, ist eine Bindegewebsschwäche. Ob ein starker Parasitenbefall für den Darmvorfall verantwortlich ist, kannst Du mit einer Kotprobe schnell testen. Besonders häufig kommt es durch starkes Pressen zum Darmvorfall. Solche Pressbewegungen können nötig werden, wenn Dein Tier unter Verstopfung oder Durchfall leidet. Besonders bei Schildkröten kann das Problem auch in Ansammlungen von Harnsäure liegen.

Entzündung der Kloake

Ist die Kloake rötlich oder geschwollen, ist oft eine Entzündung Schuld. Eine solche kann begünstigt werden durch Durchfall oder Verstopfung, Harnsteine sowie Verletzungen. Letztere können bei der Paarung oder der Eiablage entstehen. Unbehandelt kann sich die Entzündung schnell ausbreiten, zu einem Abszess oder gar einer Sepsis (Blutvergiftung) führen.

Vorfall der Kloake

Einen Kloakenvorfall erkennst Du an einer rötlichen bis bräunlichen Ausstülpung. Wie der Darmvorfall kann der Kloakenvorfall durch starke Pressbewegungen bei Verstopfung, Durchfall oder Harnsteinen hervorgerufen werden. Neben starkem Befall mit Parasiten kommt auch eine Verletzung bei Paarung oder Eiablage als Ursache in Frage.

Entzündung des Hemipenis/Penis

Eine Entzündung des Hemipenis beziehungsweise des Penis erkennst Du an der Schwellung des Organs oder der Hemipenistasche. Schuld sind Infektionen, vor allem nach Verletzungen bei der Paarung oder durch Bisswunden.

Pfropfen verschließt Hemipenistasche

Bei Echsen und Schlangen können die Hemipenistaschen durch einen Pfropfen verschlossen sein. Am ehesten entsteht ein solcher durch abgeschilferte Zellen der äußeren Hautschicht (Epithel). Ein solches Problem ist in der Regel ein Hinweis auf eine zu trockene Haltung. Auch kann unter solchen Bedingungen die Haut bei der Häutung am Kloakenring abreißen. In dem Fall verbleibt die alte Haut auf dem Hemipenis, so dass sich hier mehrere Hautschichten ansammeln. Seltener kann auch ein Abszess die Hemipenistasche verstopfen, zumal der Eiter von Reptilien nicht flüssig ist, sondern eine käsige Substanz aufweist, also nicht abfließen kann. Eine Verstopfung der Hemipenistasche führt dazu, dass das Geschlechtsorgan nicht mehr ausgestülpt werden kann. Eine Paarung ist in dem Fall nicht mehr möglich.

Vorfall des Hemipenis/Penis

Wie Darm und Kloake kann sich auch der Hemipenis beziehungsweise Penis ausstülpen. Und auch in diesem Fall können starke Pressbewegungen bei Verstopfung, Durchfall oder Harnsteinen beziehungsweise ein starker Parasitenbefall Schuld sein. Wird der Hemipenis außerhalb der Kopulation ausgestülpt, kann er vom Kloakenring abgeschnürt werden. Ein Zurückziehen ist dann nicht mehr möglich. Gleiches gilt, wenn zum Beispiel eine Schlangendame bei der Kopulation die Flucht ergreift und das Männchen am Geschlechtsorgan mit zieht. Durch Überdehnung, Drehung oder jede andere Art von Verletzung wird die normale Funktion des Hemipenis/Penis beeinträchtigt und er bleibt ausgestülpt. Bissverletzungen durch Artgenossen, Schädigung bei einer Operation oder neurologische Störungen können ebenfalls Schuld sein, wenn der Hemipenis/Penis nicht mehr zurückgezogen werden kann. In manchen Fällen kann es bei der Paarung auch zu einer anhaltenden Schwellung des Hemipenis/Penis kommen, die sich nicht mehr zurückbildet.

Probleme mit der Eiablage

Kommt es bei der Eiablage zu Problemen, kann der Bereich der Kloake ebenfalls schmerzlich verändert sein und das Tier zu einer Schonhaltung mit aufgestellten Hinterbeinen veranlassen. Besonders schlimm ist die sogenannte Legenot. Von dieser sind am ehesten Echsen und Schildkröten betroffen. Häufigste Ursache ist das Fehlen eines geeigneten Eiablageplatzes sowie andere Haltungsfehler wie zu niedrige Temperaturen oder Mangelernährung. Stress mit Artgenossen, Entkräftung durch Stress und Krankheit, eine Blockade der Passage von Gebärmutter bis Kloake, zu große Eier oder nicht resorbierte, unbefruchtete Eier sowie Hormonstörungen können ebenso zu Problemen führen.

Behandlung

Sofern der Darm, die Kloake oder Hemipenis/Penis ausgestülpt sind, muss dringend versucht werden, das Organ wieder in seine ursprüngliche Position zu bringen. Ansonsten kann es schnell austrocknen und absterben. Auch Infektion, Blutung, Abszess oder Sepsis stellen mögliche Risiken dar.

Um einen Darm-, Kloaken- oder (Hemi)Penisvorfall zu behandeln, solltest Du folgende drei Schritte durchführen:

  • 1. mit kaltem Wasser waschen, um ein Abschwellen zu bewirken
  • 2. den betroffenen Körperteil ca. eineinhalb Stunden in einer gesättigten Zuckerlösung baden (Sitzbad)
  • 3. mit Gleitgel und Wattestäbchen vorsichtig in die richtige Position zurückbringen

Sollte das nicht funktionieren, musst Du das Tier schnellstmöglich zum Tierarzt bringen. Bis dahin hältst Du es am besten auf feuchtem Küchenpapier. Das ist hygienisch und schützt nicht nur vor Verunreinigungen und Infektionen, sondern auch vor Austrocknung. Um letztere zu vermeiden, kannst Du das betroffene Organ auch häufiger mit Wasser besprühen oder feuchte Kompressen anlegen. Außerdem muss der problematische Bereich durch tägliche Behandlung mit einem geeigneten Desinfektionsmittel gereinigt und anschließend durch ein Wundschutzgel geschützt werden, um Entzündungen zu vermeiden.

Bei einem Pfropfen in der Hemipenistasche helfen handwarme Bäder und eventuell das manuelle Entfernen mit einer Pinzette. Selbstverständlich ist auf Hygiene/Desinfizierung aller verwendeten Gegenstände zu achten und mit äußerster Vorsicht vorzugehen! Bei Entzündungen hilft Wärme von unten, etwa in Form von Heizsteinen oder Heizmatten. Auch hier ist eine tägliche Wundversorgung mit Desinfektion und Wundschutz angezeigt.

Da die meisten Probleme auf Durchfall oder Verstopfung, Harnsteine oder Parasiten zurückgehen, besteht die beste Vorsorge in einer artgerechten Ernährung. Außerdem sollte natürlich auf geeignete Haltungsbedingungen geachtet werden, wie das Vorhandensein eines passenden Eiablageplatzes oder die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Welche Art welche Ansprüche an die Parameter im Terrarium stellt, erfährst Du in den Tierporträts.