Symptom: Atemgeräusche bei Reptilien
Gleich vorweg: Wenn Deine Echse, Schlange oder Schildkröte beim Atmen Geräusche macht, ist das IMMER ein Grund zur Sorge. Denn auch wenn Reptilien zischend oder fauchend Luft ausstoßen können, zum Beispiel bei der Paarung oder um Gegner abzuschrecken: Die Atmung an sich läuft im Normalfall geräuschlos ab. Ist beim Ein- und Ausatmen durch die Nase ein Pfeifen, Rasseln, Röcheln oder Knacken zu hören, steckt ein ein ernstes Problem dahinter. Nicht überraschend betrifft dieses die Atemwege.
Ursachen für Atemgeräusche
Wer selber schon einmal erkältet war, kann sich die häufigste Ursache für Atemgeräusche bei Reptilien sicher denken. Blockieren Schleim und Verkrustungen die Nasenlöcher oder die Atemwege, hört man das bei jedem Atemzug. Das ist aber nicht die einzige Erklärung für einen deutlich hörbaren Atem bei Reptilien. Zu den möglichen Problemen, die für die Atemgeräusche verantwortlich sein können, gehören:
- Schnupfen
- Atemwegserkrankungen
- Häutungsprobleme im Nasenbereich
- Fremdkörper
- Verletzung im Nasenbereich oder der Lunge
- Rachitis
- Lungenwürmer
- Vitamin A-Mangel
- Haltungsfehler
Bei Schlangen kommen noch das Paramyxo-Virus und die Einschlusskörperchen-Krankheit als Ursache für Atemgeräusche in Frage. Bei Schildkröten können auch das Herpes-Virus oder das Irido-Virus Schuld sein.
Schnupfen
Ob Dein Tier einen Schnupfen hat, erkennst Du relativ leicht an den weiteren Symptomen. Und zwar an einem Nasenausfluss, der wässrig oder zäh, trüb oder gelblich sein kann. Manchmal bilden sich Blasen vor der Nasenöffnung. Der Schleim hinterlässt Verkrustungen rund um die Nase, ein Blick in den Rachen zeigt oft auch den verschleimt und gerötet. Die Augen können verklebt oder gerötet sein, tränen oder Schwellungen zeigen. Bei verstopfter Nase wird die Beute nicht mehr so gut wahrgenommen, der Geruchssinn ist eingeschränkt. Kurz: Alles, was Dich bei einem Schnupfen plagt, lässt sich auch bei Reptilien beobachten. Und ähnlich wie Du haben Echsen, Schlangen und Schildkröten wenig Appetit und Lust auf Bewegung, wenn sie eine Erkältung haben. Anders als bei Dir solltest Du den Schnupfen bei Deinem Tier allerdings nicht erstmal aussitzen. Denn ein unbehandelter Schnupfen endet schnell in einem Abszess, insbesondere im Ohr, wandert die Atemwege hinauf und wächst sich zu einer Lungenentzündung aus. Die Verkrustungen an der Nase sorgen nicht nur für ein auch uns bekanntes wundes Gefühl, sondern können zu Nekrosen, also dem Absterben von Gewebe führen.
Als Ursache hinter dem Schnupfen stecken oft Viren, manchmal andere Erreger wie Pilze oder Bakterien. Und ungünstige Haltungsbedingungen: Nicht umsonst nennt man es eine Erkältung. Auch Dauerstress ist wenig hilfreich. In manchen Fällen verbirgt sich hinter den Schnupfensymptomen eine schwere Infektion wie Herpes, URTD (Upper Respiratory Disease) oder auch Kokzidien.
Welche Behandlungsmöglichkeiten hast Du? Gegen Viren ist im wahrsten Sinne des Wortes kein Kraut gewachsen. Gegen trittbrettfahrende Bakterien kann der Tierarzt Antibiotika verschreiben. Unterstützen kannst Du die Genesung durch Wärme: Am Sonnenplatz dürfen es jetzt gerne 3 -5 °C wärmer sein, je nach Art und Problem macht auch ein zusätzliches Wärmeangebot von unten Sinn. Außerdem solltest Du für eine bessere Atmung und das Vermeiden von Nekrosen die Atemwege freihalten, indem Du Verkrustungen mit physiologischer Kochsalzlösung einweichst und vorsichtig entfernst. Eine erhöhte Luftfeuchtigkeit bringt kranken Tieren Erleichterung. Du kannst also öfter sprühen oder, wenn Du nicht lange genug zuhause bist, zum Beispiel mit einem Vernebler automatisieren.
Atemwegserkrankungen
Über einen gewöhnlichen Schnupfen hinaus gehen Bronchitis und Lungenentzündung. Dabei ist nicht nur die Nase verstopft. Der Schleim setzt sich in Bronchien und Lungen fest. Da Reptilien das Zwerchfell fehlt, können sie ihn nicht abhusten. Ideale Bedingungen für das Ausbreiten einer Infektion. Neben den Atemgeräuschen findet man oft Symptome wie Schleim an Nasenöffnung UND Maul. Die Tiere ringen deutlich nach Luft, der Atem geht schwer und schnell, zur Erleichterung strecken sie Körper und Kopf und öffnen weit das Maul. Ein gesundes Reptil atmet ausschließlich durch die Nase! Ist es bereits ganz schlimm, zeigt sich bei Schlangen eine aufgeblähte Kehle, bei Echsen ist der Oberkörper geschwollen. Wasserschildkröten schwimmen in Schieflage oder gehen gar nicht mehr ins Wasser. Neben den typischen Erkältungssymptomen können die Schleimhäute blass bis bläulich sein.
Eine unbehandelte Atemwegsinfektion kann im weiteren Verlauf vor allem die Lunge in vielfacher Form schädigen, belastet aber auch das Herz. Eine Sepsis und ein dadurch verursachter Schock sind ebenso möglich.
Welche Behandlung kommt für Atemwegserkrankungen bei Reptilien in Frage? Am wichtigsten ist es jetzt, die Atmung zu erleichtern und das Tier vom überflüssigen Schleim zu befreien. Dazu kannst Du 10 mg Acetylcystein pro Körpergram direkt durch den Mund oder im Trinkwasser verabreichen. Allgemein ist bei Atembeschwerden eine gute Versorgung mit frischer Luft/Sauerstoff nötig. Zugluft aber vermeiden! Besonders hilfreich sind Inhalationen. Die sind einfacher durchzuführen, als es sich anhört. Setze Dein Tier für eine Viertelstunde in einen Behälter mit Abzugslüftung und leite lauwarmen Dampf ein. Oder Du setzt beim Sprühen dem Wasser eine Salzlösung zu. Vorsicht: Während uns ätherische Öle bei Erkältung, Bronchitis und Lungenentzündung gut tun, sind die für Reptilien gefährlich. Bei Schlangen kannst Du den Sekretabfluss fördern, indem Du sie mit dem Kopf nach unten vorsichtig massierst.
Ist eine Lungenentzündung zu befürchten, kann der Tierarzt Antibiotika geben. Durch Nahrungsmittelergänzungen kannst Du den Organismus im Kampf gegen die Infektion unterstützen: Fleisch- und Insektenfresser profitieren von Vitamin A, C und D, Pflanzenfresser von Vitamin C und D. Ähnlich wie bei einer Erkältung sollte neben der Luftfeuchtigkeit auch die Temperatur am Sonnenplatz um 3-5 °C erhöht werden, je nach Krankheitsbild und Art für eine Erwärmung von unten gesorgt werden.
Häutungsprobleme im Nasenbereich
Löst sich die alte Haut im Nasenbereich nicht vollständig, stößt die beim Atmen ausströmende Luft auf Widerstand. Das kann man hören. Sollte die Häutung sich normal entwickeln, müsste sich das Problem relativ schnell von selbst lösen. Wenn nicht, kannst Du unvollständig gelöste Hautfetzen vorsichtig abziehen. Wie Du das machst, erfährst Du im Beitrag über die Häutung bei Reptilien.
Fremdkörper
Eigentlich sollte es nicht passieren: Fremdkörper in der Nasenöffnung oder im Rachen. Gerade da bleibt beim Fressen schonmal was stecken. Das Hindernis musst Du natürlich vorsichtig entfernen. Steckt etwas Kleines in der Nasenöffnung (Partikel vom Bodengrund zum Beispiel), kannst Du versuchen, sie wie Verkrustungen mit physiologischer Salzlösung auszuwischen. Im Zweifelsfall lieber den Tierarzt ranlassen.
Verletzung im Nasenbereich oder der Lunge
Verletzungen im Nasenbereich können beim Atmen ebenfalls für Geräuschbildung sorgen. Hier kannst Du eine normale Wundversorgung mit desinfizierenden und schützenden Sprays und Salben vornehmen. Auf jeden Fall muss einer Entzündung der Wunde vorgebeugt werden. Auch hier ist der Tierarzt der richtige Ansprechpartner.
Verletzungen der Lunge können unter anderem beim Zwangsfüttern entstehen, wenn sich etwa ein Knochen in die Lunge bohrt. Es versteht sich von selbst, dass dies ein Notfall ist, der medizinisches Eingreifen nötig macht.
Rachitis
Bei einer Rachitis ist der Kalziumstoffwechsel gestört. Das führt zu Problemen mit der Mineralisierung des Skeletts. Deutliche Symptome sind in der Folge auftretende Knochen- und Panzererweichungen und Verformungen. Betreffen diese Rachen und Nasenöffnungen, kann die Atmung behindert sein und beim Atmen Geräusche entstehen. Die Ursache ist meist in einem Mangel an Vitamin D3 beziehungsweise einem unzureichenden UV-Angebot zu suchen. Denn Reptilien brauchen dieses, um das wichtige Vitamin herzustellen. Auch ein Kalziummangel und ein ungünstiges Verhältnis von Kalzium und Phosphor in der Nahrung von Herbivoren können eine Rachitis verursachen. Findet sich keine andere Erklärung, sollte auf eine Nierenerkrankung hin untersucht oder ein Blick in den Beipackzettel verabreichter Medikamente geworfen werden.
Eine Behandlung für bestehende Verformungen gibt es leider nicht. Eine Behebung der Haltungsfehler, die die Rachitis ausgelöst haben, verhindert aber ein Fortschreiten.
Lungenwürmer
Die Lungenwürmer (Rhabdiasidien) und ihre Larven besiedeln Maulhöhle und Lungen von Echsen und Schlangen. Da sie keinen Zwischenwirt benötigen, breiten sie sich rasend schnell aus. Die Parasiten verletzen das Lungengewebe, was oft zu Lungenentzündung mit tödlichem Ausgang führt.
Symptome ähneln denen einer Atemwegserkrankung. Durch den Schleim, der aus Nasenöffnungen und Mund läuft, wird die Atmung zusätzlich behindert. Betroffene Tiere haben sichtlich Probleme beim Atmen. Sie recken Kopf beziehungsweise Oberkörper nach oben, öffnen das Maul. Haut und Schleimhäute sind blass, die Tiere zeigen sich lethargisch und appetitlos.
Die Lungenwürmer lassen sich in einer Kotprobe oder bei einer Luftröhrenspülung leicht nachweisen. Zur Behandlung gibt es wirksame Medikamente, die vom Tierarzt verschrieben werden. Unterstützen kannst Du die Genesung mit allen Maßnahmen, die auch bei einer Erkältung für Erleichterung sorgen. Um die Gefahr einer Wiederansteckung zu minimieren, muss auch ein einzelnes Tier ins Quarantänebecken wechseln und eine Weile auf Küchenpapier leben. So ist die Reinigung schnell und einfach. Eine Sanierung des Terrariums steht natürlich ebenfalls an. Schau in unseren Beitrag zur Quarantäne für eine genaue Anleitung.
Vitamin A-Mangel
Symptome wie geschwollene, geschlossene Augen mit hellen, käsigen Ablagerungen und ein erhöhtes Wärmebedürfnis können auf einen Mangel an Vitamin A hinweisen. Atemwegserkrankungen machen es oft schwer, rechtzeitig an die eigentliche Ursache zu denken. Treten Ödeme hinzu und gibt es Probleme mit der Häutung der Hornschilde, sollte das die Alarmglocken schrillen lassen. Besonders bei jungen Wasserschildkröten, die häufig betroffen sind. Die meiden das Wasser und magern immer weiter ab bis zum Tod. Prinzipiell kann ein Vitamin A-Mangel aber alle Fleisch- und Insektenfresser treffen.
Denn häufig liegt die Ursache für einen Vitamin A-Mangel in einseitiger Ernährung, zum Beispiel mit Fischfilet oder Muskelfleisch. Reptilien brauchen der natürlichen Beute entsprechend aber auch alle anderen Bestandteile des Tieres wie Haut, Knochen und den Mageninhalt, um mit allen nötigen Nährstoffen versorgt zu sein. Manchmal sind auch Darmerkrankungen oder Parasiten Schuld am Vitamin A-Mangel. Oder ein erhöhter Bedarf bei solchen und anderen Krankheiten, Gravität oder Stress wird nicht erkannt und gedeckt.
Die Behandlung liegt auf der Hand: Der Mangel wird durch die Gabe von Vitamin A ausgeglichen. Das kann über Nahrungsmittelergänzungen geschehen oder per Spritze beim Tierarzt. Mit dem sollte in jedem Fall die Dosierung abgesprochen werden. Denn schnell wird es zu viel und es droht eine A-Hypervitaminose. Der Veterinär kann auch die Augen reinigen und mit Antibiotika oder Antimykotika einer Infektion vorbeugen.
Haltungsfehler
Wie immer in der Reptilienhaltung kommt es auf die Haltung an. Schlangen, Echsen und Schildkröten reagieren in vielfältiger Weise empfindlich auf Fehler bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Eine zu trockene Haltung kann ebenso zu Atemgeräuschen führen wie eine zu heiße. Bei einer Überhitzung suchen die Tiere den Schatten, liegen lange im Wasser oder graben sich ein. Die Haltungsbedingungen für die beliebtesten Arten kannst Du in unseren Tierporträts nachlesen. Die Parameter müssen überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
Paramyxo-Virus
Der sich durch die Luft schnell verbreitende Erreger führt zunächst zu Symptomen, die denen einer Erkältung ähneln. Treten Störungen von Haltung und Bewegung auf, kann man nicht viel tun. Es gibt keine medikamentöse Behandlung, allenfalls Sekundärinfektionen können mit Antibiotika behandelt werden. Die häufig auftretende Maulfäule sollte man ebenfalls vom Tierarzt behandeln lassen. Zuhause kannst Du mit erhöhter Wärme unterstützen. Leider endet der Verlauf meist tödlich.
Einschlusskörperchen-Krankheit
Die Einschlusskörperchen-Krankheit oder auch Inclusion Body Disease (IBD) trifft Riesenschlangen wie Boas und Pythons. Das Arena-Virus bildet sandkornartige Einschlüsse in allen Organen, Symptome können dementsprechend vielfältig sein. Neben Störungen von Haltung und Bewegung und Darmproblemen sind Atemwegserkrankungen häufig. Ein sicheres Zeichen ist das Sternguckersyndrom. Eine gezielte Behandlung gibt es nicht, allenfalls kann die Therapie von Sekundärinfektionen und Beschwerden sowie ein erhöhtes Wärmeangebot für Erleichterung sorgen. In der Regel endet die Krankheit aber mit dem Tod.
Herpes-Virus
Herpes-Viren sind vor allem für Landschildkröten ein tödliches Problem. Sie führen zu erkältungsähnlichen Beschwerden mit dicken, weißlich-gelben Belägen auf der Zunge, Durchfall sowie Störungen von Haltung und Bewegung. Auch hier lassen sich nur begleitende Infektionen behandeln und insbesondere die Beläge aus der Mundhöhle entfernen. Ein zusätzliches Wärmeangebot kann ebenfalls Erleichterung bringen.
Irido-Virus
Der Irido-Virus beziehungsweise die Unterart Rana-Virus sorgt vor allem bei Land-, Sumpf- und Wasserschildkröten sowie Amphibien für erkältungsähnliche Symptome, Atemwegserkrankungen und Maulfäule. Auch in diesem Fall kann man nur die Beschwerden therapieren und durch mehr Wärme für Erleichterung sorgen.
Atemgeräusche sind immer ein Problem, das therapiert werden muss. Denn Ursache sind in der Regel Infektionen oder Verletzungen von Maul, Rachen und Atemwegen. Und das kann zu gefährlichen Komplikationen führen. Außerdem ist wie bei allen gesundheitlichen Problemen, die Reptilien zeigen können, als erstes die Haltung zu überprüfen und die Ernährung zu hinterfragen. Allein eine unvollständige Häutung rund um die Nase ist eine relativ harmlose Erklärung für das Phänomen. In allen anderen Fällen solltest Du aber möglichst umgehend einen Tierarzt aufsuchen.