Stille Haustiere? So verschaffen sich Schlangen Gehör
Kaum etwas ist so sehr Sinnbild für das Geheimnisvolle und lauernde Gefahr wie das Zischen der Schlange. Dabei handelt es sich tatsächlich viel eher um ein Fauchen. Ein Zeichen für Unheil ist das allerdings wohl eher aus dem Blickwinkel der Schlange. Denn mit dieser Form der Lautäußerung bekundet sie, dass sie gerade gar nicht zufrieden ist. In der Regel erfolgt das Zischen oder Fauchen auf eine (als solche wahrgenommene) Bedrohung bzw. dann, wenn man als Halter der Schlange näher kommt als ihr lieb ist. Also Vorsicht bei Arbeiten am Terrarium. Um die Schlange nicht unnötig zu stressen, sollte sie nicht nur dann ausreichende Verstecke vorfinden.
Harry Potter und die Schlange
Auch wenn die Schlange also mit dem Fauchen durchaus etwas kommuniziert: Anders als im Film handelt es sich beim Zischen der Schlange keineswegs um einen leisen, durchgängigen Laut oder gar eine Art Sprache der Tiere. Eine solche dürfte Schlangen auch schwer fallen, haben sie doch keine Stimmbänder. Wie aber bringt sie dann das Zischen oder Fauchen zustande? Unter Bedrängnis stößt die Schlange diesen Warnlaut dadurch aus, dass sie durch Nase oder Mund Luft ausstößt, und das schnell und mit Kraft. Bei manchen Arten wie etwa der Arizona-Korallenschlange (Micruroides euryxanthus) klappt das übrigens auch am anderen Ende: Sie kann mit viel Getöse Luft durch ihre Kloake schicken, manchmal begleitet von Exkrementen. Auch dies ist wieder ein Drohverhalten, das Gegner abschrecken soll, in diesem Fall durch den Geruch.
Weitere Geräusche als Drohgebärden
Wir bleiben am hinteren Ende der Tiere. Auch mit dem Schwanz können Schlangen drohen. Nämlich indem sie mit diesem rasseln. Sandrasselottern (Echis) etwa reiben dazu die gekielten Schuppen am Schwanz aneinander. Andere Schlangen erzeugen den Laut durch Vibration und nehmen dazu entweder trockenes Gras zu Hilfe oder verfügen gleich über eine Schwanzrassel aus gekielten, überlappenden Hornringen wie die nach dem charakteristischen Laut benannten Klapperschlangen. Auch Schlangen sind also keine ganz geräuschlosen Mitbewohner. Allerdings wird kaum jemand als der Halter das Zischen, Fauchen oder Rasseln mitbekommen. Das ist ein Vorteil gegenüber Hunden oder zum Beispiel auch einigen Fröschen, wenn man empfindliche Nachbarn hat. Es handelt sich um Drohverhalten, das die Schlange dann zeigt, wenn sie sich gestört fühlt. Etwa bei Arbeiten am Terrarium oder wenn sie gerade nicht herausgenommen werden will. Soweit möglich sollte man den Tieren dann auch ihre Ruhe lassen.