Ritteranolis: Haltung im Terrarium
Der Ritteranolis oder lateinisch Anolis equestris hat seinen Namen vermutlich seinen schimmernden dorsalen Hornschuppen zu verdanken. Anders als eine mittelalterliche Rüstung zeigen diese sich jedoch in einem glänzenden Grün, das auch ins Bläuliche gehen kann. Männliche Tiere ziehen darüber hinaus mit ihrem bunt gezeichneten Kopf die Aufmerksamkeit auf sich. Zum kriegerischen Auftritt trägt auch die mit bis zu 55 cm Länge stattliche Größe bei sowie das mitunter recht wehrhafte bzw. aggressive Verhalten gegen Artgenossen. Auch Halter sollten ein wachsames Auge auf das Temperament ihrer Tiere haben, die mit Aufblähen der rosa Kehlfahne, seitlichem Abflachen, Wippen oder Schwanzschlagen nicht nur um die Gunst der Weibchen werben, sondern diese oder Eindringlinge auch vor weiterem Vordringen warnen. In der Regel besteht allerdings kein Grund zur Sorge. Fühlt sich der Ritteranolis bedrängt, zieht er meist die Flucht dem Angriff vor. Allzu weit lässt er sich aber nicht verjagen. Meist behält er die Vorgänge von der anderen Astseite aus im Auge.
Ritteranolis im Terrarium: Artgerechte Haltung
Ritteranolis sollten paarweise oder noch besser in kleinen Gruppen von einem Männchen mit zwei Weibchen gehalten werden. Das reduziert den Stress für die Weibchen, die nicht nur dem Paarungstrieb des Männchens ausgesetzt sind. Studien scheinen nahezulegen, dass die Tiere selbst nicht zwischen den Geschlechtern unterscheiden können und auch schon mal fälschlicherweise ein Weibchen als männlichen Rivalen einstufen. Außerdem erlaubt eine kleine Gruppe dem Halter am besten, die oben beschriebene arttypische Kommunikation zu beobachten.
Mindestgröße
Die richtige Mindestgröße für ein Terrarium, das ein Paar Ritteranolis beherbergen soll, berechnet sich nach einer einfachen Faustformel:
- Länge: 6 x KRL
- Breite: 6 x KRL
- Höhe: 8 x KRL
Bei einer Kopf-Rumpf-Länge von knapp 19 cm bei den etwas größeren Männchen (Weibchen haben eine Kopf-Rumpf-Länge von ca. 17 cm) kommt man somit auf Maße von 114 x 114 x 152 cm für ein Paar. Für jedes weitere Tier sollten nochmal 15 % der Grundfläche dazu kommen. Wie bei allen baumbewohnenden Arten ist auch für den Ritteranolis die Höhe besonders wichtig, wobei er auch in dichtem Gebüsch gut zurechtkommt und nicht nur in der Vertikalen, sondern auch in der Horizontalen Klettermöglichkeiten benötigt.
Einrichtung
Die artgerechte Einrichtung orientiert sich an der Beschaffenheit des natürlichen Habitats des Ritteranolis. Dieser kommt ursprünglich aus Kuba, wurde aber auch auf Hawaii und in Florida eingeschleppt, wo er sich dank Mangel an natürlichen Feinden schnell ausbreitet. Ursprünglich sowohl an Küstenstreifen wie in savannenartigen Gegenden heimisch, fühlt er sich auch - obwohl dem Menschen gegenüber eher scheu - in Parks und Plantagen mit Laubbäumen, Palmen und Sträuchern wohl. Bei der Pflege im Terrarium sind dementsprechend vor allem zwei Dinge wichtig: ausreichende Klettermöglichkeiten und eine Vielzahl von Verstecken, in denen sich der Ritteranolis den Blicken von Artgenossen und Haltern entziehen kann.
Für ausreichende Kletterangebote sorgen eine strukturierte Rückwand, eine Strukturierung der Seitenwände bietet noch mehr Platz und zusätzlichen Sichtschutz. Eine dichte Bepflanzung, Wurzeln und Hölzer, Verstecke, Höhlen und Tunnel gestalten den Innenraum des Terrariums. Dabei ist es wichtig, die Größe des Ritteranolis zu bedenken und die Einrichtungsgegenstände entsprechend groß und stabil zu wählen. Eine Wasserschale oder ein Wasserfall ergänzen die Einrichtung. Als Bodengrund eigenen sich Sand, Walderde oder ähnliches. Jedenfalls muss das Substrat grabfähig sein und hoch genug, damit die Weibchen ihre Eier etwa fünf Zentimeter tief eingraben können.
Temperatur, Beleuchtung, Luftfeuchtigkeit
Entsprechend des Ursprungsgebietes mögen es Ritteranolis warm und feucht. Die Temperaturen sollten sich am Tag zwischen 28 und 30 °C bewegen, an Sonnenplätzen dürfen 35 °C erreicht werden. Jedes Tier sollte die Chance auf einen besonders warmen Liegeplatz haben, an dem mit einem Wärme- bzw. Spotstrahler die direkte Einstrahlung der Sonne hinsichtlich Wärme und Licht imitiert wird. An dieser Licht- und Wärmequelle sollte wie in der Natur auch darüber hinaus noch UV-Strahlung zur Verfügung stehen. Diese ist notwendig für die Synthese von Vitamin D3, das wiederum für die Knochengesundheit wichtig ist. Wärme, Helligkeit und UV-Strahlung in einem liefern UV-Metalldampflampen. Durch die Konzentration der Wärmestrahlung auf die Sonnenplätze ergeben sich an den nicht bestrahlten Stellen kühlere Temperaturzonen, die die Ritteranolis bei Bedarf aufsuchen können. In der Nacht wird durch Ausschalten der Wärmequelle automatisch eine Absenkung der Temperatur auf ideale 18-25 °C erreicht.
Bei der Beleuchtung ist für die tagaktiven Ritteranolis neben der Helligkeit auch eine ausreichende Zahl an Sonnenstunden wichtig. Der ideale Tag-Nacht-Rhythmus liegt bei 12 zu 12 Stunden.
Ebenso wichtig wie Wärme und Licht ist die richtige Luftfeuchtigkeit. Diese ist im Herkunftsgebiet sehr hoch und sollte dementsprechend bei 70 % tags und bis zu 90 % nachts liegen. Dies kann man durch mehrmaliges Sprühen mit der Sprühflasche erreichen. Bequemer geht es mit einer Beregnungsanlage. Wasserschale oder Wasserfall und eine großzügige Bepflanzung tragen zum Erhalt der richtigen Werte bei.
Alle klimabezogenen Parameter müssen aufgrund der großen Bedeutung für Gesundheit und Wohlbefinden der Ritteranolis ständig überwacht und gegebenenfalls angepasst werden. Dazu wird die übliche Mess- und Regeltechnik herangezogen, namentlich Thermometer und Hygrometer sind unverzichtbar.
Reinigung
Kot-, Futter- und Häutungsreste müssen täglich aus dem Ritteranolis-Terrarium entfernt werden. Für Durchblick sorgt eine wöchentliche Reinigung der Scheiben mit warmem Wasser oder Dampf. Einmal im Jahr oder bei großer Verschmutzung zweimal im Jahr sollte der Bodengrund erneuert werden. Bei dieser Gelegenheit kann das gesamte Terrarium auch gründlich gereinigt werden mitsamt allen Einrichtungsgegenständen. Wird ein Wasserfall betrieben, muss gerade hier auf Keimfreiheit geachtet werden. Werden Reinigungsmittel verwendet, sollten diese der Gesundheit der Tiere zuliebe aus dem Fachhandel stammen.
Ernährung: Das frisst der Ritteranolis
In seinem natürlichen Habitat ernährt sich der Ritteranolis wie viele Echsen von Insekten und Spinnen. Dank seiner Größe stehen aber auch Baumfrösche, Jungvögel und Echsen auf dem Speiseplan. Dabei macht er auch vor der eigenen Art nicht Halt, weshalb Jungtiere separat aufgezogen werden sollten. Bei der Pflege im Terrarium greifst Du am besten auf die üblichen Futterinsekten zurück. Achte dabei auf Abwechslung: Grillen und Heuschrecken werden ebenso gerne genommen wie Schaben, Käfer und Schnecken. Gelegentlich darf es auch mal eine nestjunge Maus sein. Eine zerkleinerte Banane oder Tomate mag der ein oder andere Ritteranolis zwischendurch auch ganz gerne. Bei jeder zweiten Fütterung sollten die Futtertiere mit einem Vitamin- und Mineralstoffpräparat bestäubt werden. Tipp: Wird das aufgewertete Futter verschmäht, kann die Nahrungsergänzung auch ins Sprühwasser gegeben werden. Die Tiere decken ihren Flüssigkeitsbedarf hauptsächlich über das Auflecken von Tautropfen.
Wer sicher gehen will, dass jedes Tier bekommt, was es braucht, kann mit der Futterpinzette füttern. Ritteranolis werden auch bei ständigem Kontakt wie diesem zwar nicht wirklich handzahm. Dafür sind sie zu scheu und mitunter auch zu aggressiv. Allerdings ist die Fütterung per Pinzette damit auch eine der wenigen Gelegenheiten, Deinen Pfleglingen etwas näher zu kommen. Andererseits ist es aber auch spannend, die Futterinsekten ins Terrarium zu geben und die Ritteranolis bei der Jagd zu beobachten.
Winterruhe: Der Ritteranolis überwintert
Für die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden der Ritteranolis ist eine Winterruhe wichtig. Um diese einzuleiten, werden Beleuchtungsdauer, Temperaturen und Futtermenge langsam und schrittweise gesenkt. Zum Aufheben der Winterruhe wird der umgekehrte Weg beschritten. Während der zwei- bis dreimonatigen Winterruhe sollten sich die Temperaturen tags zwischen 20 und 23 °C, in der Nacht zwischen 15 und 18 °C bewegen. Vor der Winterruhe sollte unbedingt eine Kotuntersuchung auf Parasiten vorgenommen und ein Befall gegebenenfalls behandelt werden. Warum, erfährst Du hier. Alles rund um die Winterruhe bei Reptilien haben wir in diesem Beitrag für Dich zusammengestellt.
Fortpflanzung und Zucht des Ritteranolis
Auf die Größen- und Farbunterschiede zwischen den Männchen und den etwas kleineren Weibchen ohne die bunte Kopfzeichnung wurde bereits hingewiesen. In der Zeit von November bis April pflanzen sich die Ritteranolis fort. Während der Paarungszeit solltest Du ein wachsames Auge auf Deine Pfleglinge haben. Wie bereits erwähnt scheint den Tieren nicht immer ganz klar zu sein, wer zum anderen Geschlecht gehört und wer ein Rivale ist. Kommt es zu Aggressivitäten, sind die Tiere zu trennen. Verläuft die Paarung aber erfolgreich, vergräbt das Weibchen drei bis vier Wochen später ihre Eier im Boden. Diese sollten in den Inkubator überführt werden. Die Inkubationstemperatur entscheidet über das Geschlecht der Nachzuchten. Temperaturen um die 22-25 oder 27 °C scheinen vermehrt zu weiblichen Jungtieren zu führen, bei Temperaturen zwischen 25 und 29 °C werden vermehrt Männchen beobachtet. Die Jungtiere sind einzeln und vor allem getrennt von den adulten Tieren aufzuziehen. Diesen könnten sie ansonsten als Beute dienen.
Ritteranolis: kein Pflegling für Anfänger
Es gibt viele gute Gründe für das Halten von Ritteranolis. Mit 55 cm Körperlänge sind sie die größten der Dactiloidae. Mit der laubgrünen bis bläulichen Färbung und der bunten Kopfzeichnung der Männchen, dem rosa Kehllappen und dem stimmungs- und temperaturabhängigen Farbwechsel sind sie schön anzusehen. Balz- und Drohverhalten machen sie zu besonders spannenden Beobachtungstieren. Allerdings haben Ritteranolis auch ihre schwierigen Seiten. Drei Echsen dieser Größe bis zu 15 Jahre zu versorgen, ist keine ganz leichte Aufgabe. Insbesondere, da die Tiere zum einen scheu sind, zum anderen auf Eindringen in ihr Revier (mit anderen Worten alle Arbeiten am Terrarium) aggressiv reagieren und angesichts ihrer Größe unangenehme Bisse verursachen können. Außerdem liegen sie oft stundenlang unbeweglich am selben Fleck, was der Spannung schon mal einen Dämpfer versetzt. An die Pflege von Ritteranolis wagen sich deshalb besser nur erfahrene Terrarianer.
Wer es ernst meint mit der Haltung von Ritteranolis, holt sich damit einen nicht ganz so häufigen Pflegling ins Haus. Der kleinere Rotkehlanolis etwa ist weitaus beliebter, und generell laufen meist Geckos und Leguane den Anolis den Rang ab. Noch am häufigsten vertreten in deutschen Terrarien ist der Anolis equestris equestris. Er ist eine von ca. 11 Unterarten des Anolis equestris, die sich zum Teil erheblich in der Farbgebung unterscheiden. Wenn Du nun Interesse am Ritteranolis hast, empfiehlt es sich also, sich alle Unterarten im Detail anzusehen. Vielleicht ist ja ein Tier dabei, dass Dir besonders gut gefällt.