Plattschwanzgecko - Haltung und Pflege im Terrarium
Abergläubisch? Dann ist der Plattschwanzgecko vielleicht nicht das richtige Terrarientier für Dich. In seiner Heimat Madagaskar gilt der Uroplatus als Teufel und Unglücksbringer. Für Terrarianer aber ist er ein seltener Hingucker und faszinierendes Beobachtungsobjekt. Hier erfährst Du, wie Du ihn artgerecht hältst.
Plattschwanzgecko: Tarnkünstler aus Madagaskar
Der Plattschwanzgecko oder wissenschaftlich Uroplatus stammt aus den Regenwäldern Madagaskars. Die etwas über 10 bekannten Arten zeichnen sich v. a. durch eines aus: Ihre bemerkenswerte Anpassung an diese Umgebung. Die nachtaktiven Echsen verbringen den Tag schlafend auf Baumstämmen, mit denen sie geradezu verschmelzen. Daher auch der alternative Name: Blattschwanzgeckos. Obwohl die Anpassung eher der Rinde des Baumes gilt.
Meister der Anpassung: Das Aussehen des Plattschwanzgeckos
Der langgestreckte, stark abgeflachte Kopf des Plattschwanzgeckos hebt sich kaum vom Untergrund ab. Hautfransen entlang des Körpers und der Beine brechen die Konturen soweit auf, dass der helle Rücken mit braunen geschlängelten Linien eins wird mit der Rinde des Baumes. Der Körper kann bei entsprechendem Untergrund auch eher weiß mit schwarzen Querstreifen und Punkten sein oder Farbtöne von grau über braun bis rot mit verschiedener Musterung annehmen. So können die immerhin bis zu 30 cm großen Echsen unbehelligt von Fressfeinden in geringer Höhe von 70 - 130 cm kopfüber am Baumstamm hängen, bis sie nachts auf der Jagd nach Insekten in Höhen von bis zu 5 m hinaufklettern. Diese beeindruckende Form der Mimikry hat sie den Einheimischen lange Zeit unheimlich gemacht. Dass Plattschwanzgeckos bei Bedrohung innerhalb von Sekunden ihre Farbe wechseln und mit weit aufgerissenem Maul ihre rote Zunge zeigend einen lauten Ruf von sich geben, hat dem ihren da vermutlich nicht geholfen. Es wurde ihnen nachgesagt, sich auf Menschen fallen zu lassen, um dann deren Körper zu übernehmen und die Seele zu stehlen!
Plattschwanzgecko: Haltung im Terrarium
Der Plattschwanzgecko ist kein Anfängertier. Die Echsen stellen verhältnismäßig hohe Ansprüche an das Klima im Terrarium. Auch die Nachzucht gelingt nicht immer. Dabei sind Wildfänge seit 2006 kaum noch zu erhalten. Und das ist im Grunde auch gut so. Denn durch die fortschreitende Zerstörung seines natürlichen Lebensraums in Madagaskar zählt der Plattschwanzgecko zu den bedrohten Arten. Er ist daher durch das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen Anhang II geschützt. Es gestaltet sich entsprechend schwierig, an Exemplare des Plattschwanzgeckos heranzukommen. Wem es doch gelingt, eine oder mehrere der wenigen Nachzuchten zu ergattern, muss diesen dann optimale Bedingungen im Terrarium schaffen.
Mindestgröße
Die Faustformel für die Mindestgröße des Gecko-Terrariums lautet:
- Länge: 5 x KRL
- Tiefe: 4 x KRL
- Höhe: 3 x KRL
Bei einer maximalen Kopf-Rumpf-Länge von 16 cm sind das
- Länge: 5 x 16 cm = 80 cm
- Tiefe: 4 x 16 cm = 64 cm
- Höhe: 3 x 16 cm = 48 cm
Für die baumbewohnenden Plattschwanzgeckos darf insbesondere die Höhe aber deutlich großzügiger bemessen sein. Ansonsten ist natürlich auch der Besatz für die nötige Größe des Terrariums ausschlaggebend. Auch wenn in freier Wildbahn wie dann auch im Terrarium jedes Tier den Tag alleine an einem eigenen Ruheplatz verbringt: Für eine artgerechte Haltung ist eine paarweise Haltung besser. Für das zweite und jedes weitere Tier müssen nochmal 15 % der Grundfläche hinzukommen.
Einrichtung
Wie bereits erwähnt sind Plattschwanzgeckos Baumbewohner. Ihr Leben spielt sich zwischen der Jagd in den Baumkronen über den Tagesschlaf am unteren Teil des Baumstamms bis zur Eiablage in der Laubschicht des Waldbodens ab. Dementsprechend muss auch das Terrarium über alle nötigen Zonen im gleichen Maße verfügen. Als Bodengrund eignet sich Kokos- oder Pinienerde, die nicht zu grob sein sollten. Darauf kann eine Laubschicht eingebracht werden sowie Moos, das sich günstig auf die Luftfeuchtigkeit auswirkt. Dickere, senkrecht platzierte Äste bieten einen Ruheplatz am Tag. Bitte darauf achten, dass für jedes Tier ein solcher in ausreichendem Abstand zum nächsten zur Verfügung steht. Bepflanzung sorgt für ein Jagdrevier mit zusätzlichen Klettermöglichkeiten und Verstecken. Natürlich können noch andere Verstecke angeboten werden. Insbesondere eine Wetbox darf nicht fehlen, um den Tieren die Häutung zu erleichtern.
Temperatur, Beleuchtung, Luftfeuchtigkeit
Die ideale Temperatur im Terrarium des Plattschwanzgeckos liegt bei 22-25 °C am Tag und 20-22 °C in der Nacht. Das bietet relativ wenig Spielraum und erfordert insbesondere an heißen Sommertagen ein gewisses Maß an Erfahrung mit der Mess- und Regeltechnik. Ein Wärmespot in Kombination mit UV-Licht sorgt während des Tages für einen Schlafplatz, der die Synthese von Vitamin B3 mithilfe von UV-B fördert und damit der Knochengesundheit der Plattschwanzgeckos zu Nutze kommt. Für die sonstige Beleuchtung reicht es den nachtaktiven Tieren, wenn ein natürlicher Tag-Nacht-Rhythmus zustande kommt. Eine Leuchtstoffröhre, T5 oder T8, sollte ausreichen. Die Luftfeuchtigkeit im Terrarium der Plattschwanzgeckos muss relativ hoch gehalten werden. Tagsüber sollten 70-80 % erreicht werden, die nachts auf bis zu 100 % steigen dürfen. Das Ursprungsgebiet kennt kaum einmal Trockenzeiten. Mehrmaliges Besprühen mit der Sprühflasche ist eine Art, das zu erreichen. Einfacher geht es durch Automatisierung mit einer Beregnungsanlage.
Reinigung
Um die Hygiene im Terrarium der Plattschwanzgeckos aufrecht zu erhalten, müssen Kot-, Futter- und gegebenenfalls Häutungsreste täglich entfernt werden. Einmal die Woche sorgt die Reinigung der Scheiben für Durchblick. Warmes Wasser oder Dampf ist in der Regel dafür ausreichend. Falls Reinigungsmittel verwendet werden, etwa bei der Grundreinigung einmal im Jahr oder während die Tiere in Quarantäne sind, bitte nur Produkte aus dem Fachhandel verwenden.
Ernährung: Das frisst der Plattschwanzgecko
Plattschwanzgeckos jagen in freier Natur nachts in den Baumkronen nach Insekten. Im Terrarium lassen sie sich mit den üblichen Futterinsekten ernähren. Neben Grillen werden z. B. auch Wachsmaden und Mehlwürmer gerne genommen. Adulte Tiere werden alle zwei bis drei Tage gefüttert, Jungtiere täglich. Bei der Fütterung kannst Du die Futtertiere einfach ins Terrarium setzen und Deinen Plattschwanzgeckos bei der Jagd zusehen. Gerade bei mehreren Tieren ist dann aber nicht gesichert, dass jedes das bekommt, was es braucht. In dem Fall kann die Futterpinzette helfen. Beim Füttern von Hand gewöhnen sich die Tiere auch mit der Zeit besser an Dich. Das hilft, wenn Du sie mal aus dem Terrarium nehmen musst. Etwa wenn ein Besuch beim Tierarzt ansteht. Einmal die Woche sollten die Futtertiere vor der Fütterung mit einem Vitamin- und Mineralstoffpräparat bestäubt werden. So wird Mangelerscheinungen vorgebeugt.
Fortpflanzung und Zucht: Nachwuchs beim Plattschwanzgecko
Wie bereits erwähnt ist die Zucht beim Plattschwanzgecko nicht immer ohne Weiteres erfolgreich. Die Weibchen legen wie bei den meisten Geckos mehrmals im Jahr ein Gelege aus zwei hartschaligen weißen Eiern. In Natur erfolgt die Eiablage in die Laubschicht am Boden, den die Plattschwanzgeckos nur zu diesem Zweck aufsuchen. Im Terrarium sollten die Eier aus dem Terrarium genommen und in einen Inkubator überführt werden. Die Inkubationstemperatur sollte zwischen 19 und 25 °C liegen. Falls alles gut geht, schlüpfen nach etwas über 90 Tagen zwei kleine Plattschwanzgeckos.
Schon gewusst?
Plattschwanzgeckos verfügen wie viele andere Geckos über Haftlamellen, mit denen sie auch an glatten Glasflächen laufen können. Sie haben aber auch Krallen, die bei Bedarf ausgefahren werden. So sind sie für das Leben auf den Bäumen ihrer Heimat Madagaskar bestens ausgestattet. Übrigens sind nicht nur diese Krallen scharf. Auch ein Biss vom Plattschwanzgecko kann schmerzhaft sein. Im Interesse der Tiere wie im eigenen sollte man beim Handling also möglichst behutsam vorgehen. Echsen sind keine Kuscheltiere. Dafür aber faszinierend zu beobachten. Für den Tarnungskünstler Plattschwanzgecko gilt dies in ganz besonderem Maße.