Kröten: Haltung im Terrarium
Warzen und giftige Haut. Kröten sind nicht jedermanns Liebling. Dabei sind die robust wirkenden Amphibien eigentlich zarte Geschöpfe. Und mit der richtigen Pflege spannende Beobachtungstiere fürs Terrarium. Wir zeigen Dir, worauf es bei der Haltung ankommt und stellen Dir die beliebtesten Arten vor.
Kröten sind oft nicht die ersten Pfleglinge fürs Terrarium, die in den Sinn kommen. Freundlich formuliert sind sie nicht gerade für ihr schönes Äußeres bekannt. Außerdem gibt es sie doch direkt vor der Haustür. Warum also eine Kröte halten? Nun, was der eine hässlich findet, gefällt einem anderen. Das robuste Aussehen und die warzige Haut verleihen der Kröte ein ganz eigenes Erscheinungsbild. Darüber hinaus werden Amphibien in Deutschland immer seltener, da der Mensch immer weiter in ihre Lebensräume vordringt. Warum also nicht eine Kröte direkt Zuhause beobachten? Auf den Exotenstatus braucht man auch hier nicht zu verzichten: Heimische Amphibien stehen unter Artenschutz und dürfen nicht aus der Natur entnommen werden. Es gibt auf dem Markt aber eine ganze Reihe ausländischer Kröten aus verschiedensten Herkunftsgebieten, die tolle Pfleglinge fürs Terrarium abgeben. Ein Pluspunkt: Die Pflege ist relativ einfach.
Kröten: Artgerechtes Terrarium
Kröten sind im Allgemeinen Einzelgänger, die gut alleine gehalten werden können. Gleichzeitig sind sie aber auch recht friedliche Gesellen, die sich auch als Paar oder in einer kleinen Gruppe aus ca. drei Tieren pflegen lassen. Solange alle Bewohner der gleichen Art angehören, keine deutlichen Größenunterschiede bestehen und genug Platz ist, um sich auch mal aus dem Weg zu gehen.
Mindestgröße
Die richtige Mindestgröße für ein Kröten-Terrarium hängt von der Art ab. Es gibt sehr kleine Arten wie die Grüne Zwergwüstenkröte mit nur 3-5,5 cm Größe, größere wie die beliebte Schwarznarbenkröte (bis zu 15 cm) und sehr große wie die bis zu 23 cm große Agakröte. Eine allgemeine Angabe zur Mindestgröße ist daher nicht machbar. Als Faustregel kann man aber von folgenden Maßen ausgehen:
- kleine Arten: 30 x 40 cm (L x B) für ein Tier, ab 60 x 40 cm für ein Paar und mehr
- größere Arten: 80 x 50 cm (L x B) für ein Tier, 100 x 50 cm für ein Paar und mehr
- sehr große Arten: 120 x 60 cm für ein Tier, 180 x 80 cm für ein Paar und mehr
Für die bodenbewohnenden Kröten spielt die Höhe des Terrariums keine große Rolle. Wichtig ist, dass das Substrat hoch genug eingefüllt wird, dass sich die Kröte ganz darin vergraben kann.
Einrichtung
Von besonderer Bedeutung ist also die Höhe des Substrats, die der Körpergröße des Tieres angemessen sein muss. Als Bodengrund hat sich in den meisten Fällen eine Mischung aus Terrarienerde, Rindenmulch und Moos bewährt. Ebenfalls in Frage kommen Topf- oder Muttererde (ungedüngt!), pulverisierte Kokosnussfaser oder spezielles Froschmoos. Wichtig ist neben dem Fehlen von Zusatzstoffen v. a., dass die Struktur nicht zu grob ist und keine scharfen Kanten aufweist. Denn Kröten haben wie alle Amphibien eine sehr empfindliche Haut. Neben einem geeigneten Bodengrund in ausreichender Tiefe müssen Verstecke angeboten werden. Ein Stein oder ein Stück Rinde etwa, auch Kokosnussschalen werden gerne genommen. Oder man greift auf fertige Höhlen, Tunnel und Verstecke zurück. Eine natürliche Bepflanzung bietet ebenfalls Schutz vor neugierigen Blicken und trägt zu einem guten Klima bei. Denn Kröten mögen es gerne feucht. Insbesondere brauchen sie ein Wasserbecken, dessen Rand mit dem Substrat auf gleicher Höhe ist. Den Ein- und Ausstieg erleichtert eine Rampe. Das Wasserbecken sollte mindestens viermal so lang sein wie die Kröte und halb so tief, wie das Tier lang ist. Für kleine Kröten kann ein größerer Wassernapf die richtigen Maße haben, bei größeren Pfleglingen kann man schnell mit einer Plastikschale für eine Badegelegenheit sorgen.
Temperatur, Beleuchtung, Luftfeuchtigkeit
Die richtige Temperatur im Kröten-Terrarium hängt natürlich wesentlich von der gehaltenen Art ab. Für die meisten Arten wird eine Temperatur zwischen 23 und 28 °C die richtige sein. Dabei ist es wichtig, dass diese nicht überall im Terrarium erreicht werden. Die wechselwarmen Kröten müssen je nach Bedarf mal wärmere, mal kühlere Stellen aufsuchen können. Um das zu erreichen, wird eine Heizmatte unter einer Ecke des Terrariums oder an einer seiner Wände befestigt. Die direkt beheizte Stelle darf dabei nicht mehr als ein Drittel der Bodenfläche ausmachen. Es ist auch darauf zu achten, dass die Heizmatte nicht zu leistungsstark ist, damit die Tiere nicht überhitzen. In jedem Fall ist der Einsatz eines Thermostats notwendig, um die Temperatur steuern zu können. Eine zu starke Erwärmung des Bodens kann für die Kröten fatal sein, insbesondere da die nachtaktiven Tiere in der Natur an warme Stellen gewöhnt sind, die ihre größte Wärme während der Sonneneinstrahlung am Tag erlangen und im Laufe der Nacht abkühlen. Um dies nachzuahmen, müssen auch im Terrarium nachts die Temperaturen um einige Grad sinken, allerdings nicht unter 20 °C.
Für einen natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus sorgt eine Beleuchtung von ca. 12 Stunden täglich. Eine Tageslichtlampe oder eine schwache UV-Lampe bieten sich an. Gerade im letzten Fall ist allerdings darauf zu achten, dass den Kröten genügend schattige Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung stehen, damit sie einem Zuviel an Bestrahlung ausweichen können. Wer seine Tiere während ihrer Hauptaktivitätsphase in der Nacht beobachten möchte, kann für nachts zu einem Rotlicht greifen. Die Kröten wird es nicht stören: Sie können rotes Licht nicht sehen.
Besonders wichtig bei der Pflege von Kröten ist eine hohe Luftfeuchtigkeit. Tagsüber sollte diese für die meisten Arten um die 70 % liegen, nachts darf sie auf 90-95 % steigen. Eine natürliche Bepflanzung und das Wasserbecken tragen zu einem guten Klima bei. Entscheidend ist aber, dass täglich mit der Sprühflasche gesprüht wird. Und zwar am besten rund um das Wasserbecken, denn dort wäre auch im natürlichen Habitat der Boden feuchter als anderswo. Ein völliges Austrocknen des Substrats im ganzen Terrarium ist aber genauso zu vermeiden wie Staunässe insbesondere an den feuchteren Stellen. Dazu ist eine Drainageschicht unter dem Substrat eine gute Idee. Zur Überwachung aller Werte kommt die übliche Mess- und Regeltechnik zum Einsatz. Insbesondere Thermometer und Hygrometer sind unerlässlich.
Reinigung
Kröten haben eine empfindliche Haut und sind auch im Allgemeinen nicht so robust, wie sie aussehen. Auf Hygiene im Terrarium ist daher besonders zu achten. So sollten Futterreste ca. 15 Minuten nach der Fütterung entfernt werden. Die Tiere gewöhnen sich schnell an Fütterungszeiten und sind gefräßig. Was nach dieser Zeit nicht gefressen wurde, verschmutzt das Terrarium und begünstigt die Bildung von Gerüchen und Bakterien. Kot muss ebenfalls täglich eingesammelt werden. Da das Wasserbecken gerne als Toilette genutzt wird, ist auch dieses täglich zu reinigen und frisch zu befüllen. Schwieriger ist die Reinigung von selbst gegrabenen Verstecken, insbesondere dann, wenn die Kröte sich darin aufhält. Da die empfindlichen Tiere nicht gerne hochgenommen werden, sollte man diese Arbeiten daher nicht täglich durchführen. Dafür muss einmal die Woche die Kröte umgesetzt werden, so dass Du das Terrarium komplett leeren und reinigen kannst. Danach wird neuer Bodengrund eingefüllt und alle gesäuberten Einrichtungsgegenstände wieder an ihren alten Platz getan.
Wichtig: Zur Reinigung nur warmes Wasser und Reinigungsmittel aus dem Fachhandel verwenden. Beim Wasser sowohl zur Reinigung als auch zum Besprühen und Befüllen des Wasserbeckens darauf achten, dass es ganz sicher chlorfrei ist!
Ernährung: Das fressen Kröten
Kröten sind nicht wählerisch. Sie fressen alles, was sie überwältigen können und davon viel. In der Natur stehen alle möglichen Insekten auf dem Speiseplan. Im Terrarium werden dementsprechend Futterinsekten wie Grillen gerne genommen. Um Verfettung zu vermeiden, sollte man mit Wachsmotten und Mehlwürmern sparsam umgehen. Jungtiere werden täglich, adulte Tiere zwei- oder dreimal die Woche mit 4-6 Grillen oder Insekten in vergleichbarer Größe gefüttert. Für eine gute Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen sollten Futterinsekten vor jeder Fütterung mit Kalzium bestäubt werden, einmal die Woche zusätzlich mit einem Multivitaminpräparat.
Fortpflanzung und Zucht
Die Paarungszeit von Kröten folgt meist auf eine Regenzeit. Die Befruchtung der vom Weibchen abgelegten Eier erfolgt äußerlich, je nach Art am oder im Wasser. Nicht bei allen Kröten, die im Terrarium gehalten werden, ist die Zucht einfach. Bei bis zu mehreren Tausend Eiern ist das vermutlich ein Segen. Übrigens lassen sich die Geschlechter nur bei adulten Tieren unterscheiden. Wer also Jungtiere kauft, muss abwarten, wie das Geschlechterverhältnis ausfällt. Die Weibchen sind in der Regel größer als die Männchen, während die Männchen vieler Arten an den Brunftschwielen an den Zehen der Vorderbeine zu erkennen sind. Wer empfindliche Nachbarn hat, sollte sich vor der Anschaffung über das Paarungsverhalten der gewählten Art informieren. Die Männchen rufen zum Teil sehr laut und ausdauernd nach der künftigen Partnerin.
Das Handling von Kröten
Das Handling von Kröten sollte auf ein Minimum beschränkt werden. Die Tiere werden nicht gerne hochgenommen - in freier Natur passiert das in der Regel nur, wenn sie einem Jäger zum Opfer fallen. Darüber hinaus erleiden sie als Bodenbewohner schwere Verletzungen schon bei Stürzen aus geringer Höhe. Eine Kröte, bei der der Fluchtreflex einsetzt, hat sich schnell mal aus der Hand gewunden. Außerdem verfügen Kröten über eine empfindliche Haut, die z. B. durch die Fette auf unserer Haut Schaden nehmen kann. Umgekehrt können die Giftstoffe der Krötenhaut bei uns Menschen zu Hautirritationen führen. Beim Handling von Kröten sind daher immer Gummihandschuhe zu tragen. Für bessere Hygiene empfehlen sich Einmalhandschuhe. Dabei dürfen nur größere Kröten mit der Hand gefangen werden. Für kleinere Arten kann man auf kleine Plastikdosen zurückgreifen, um das Verletzungsrisiko für die Kröte zu minimieren. Übrigens tragen Kröten wie andere Amphibien so manche Krankheitserreger in sich, wie etwa Salmonellen. Nach jedem Handling und allen Arbeiten am Terrarium solltest Du Dir daher gründlich die Hände waschen.
Beliebte Kröten fürs Terrarium
Es gibt viele Krötenarten, die für die Haltung im Terrarium geeignet sind. Zu den beliebtesten gehören die folgenden Arten:
- Eichenkröte
- Grüne Zwergwüstenkröte
- Floridakröte
- Pantherkröte
- Schwarznarbenkröte
- Agakröte
Werfen wir einen Blick auf die kleineren Arten und ihre Haltungsbedingungen. Eichenkröte (Bufo quercicus)
- Größe: bis zu 3,3 cm
- Herkunft: Nordamerika
- Terrarium: 40 x 30 x 30 cm
- Bodengrund: Sand-Torf-Gemisch
- Temperatur: 23-28° Celsius
- Luftfeuchtigkeit: 70 %
- Ernährung: Futterinsekten
Grüne Zwergwüstenkröte (Bufo debilis)
- Größe: bis zu 5,5 cm
- Herkunft: Nordamerika
- Terrarium: 50 x 40 x 40 cm
- Bodengrund: lockeres, saugfähiges Substrat
- Temperatur: 24-30° Celsius
- Luftfeuchtigkeit: 50-70 %
- Ernährung: Futterinsekten
Von mittlerer Größe sind folgende Krötenarten : Floridakröte (Bufo terrestris)
- Größe: bis zu 9 cm
- Herkunft: Florida und angrenzende Regionen
- Terrarium: 60 x 40 x 40 cm
- Bodengrund: Sand
- Temperatur: 23-26° Celsius
- Luftfeuchtigkeit: 60 %
- Ernährung: Futterinsekten
Pantherkröte (Bufo regularis)
- Größe: bis zu 13 cm
- Herkunft: Afrika
- Terrariumgröße: 60 x 40 x 40 cm
- Bodengrund: Kokoshumus, Walderde, Erde-Sand-Gemisch
- Temperatur: 24-28° Celsius
- Luftfeuchtigkeit: 50-75 %
- Ernährung: Futterinsekten
Schwarznarbenkröte (Bufo melanostictus)
- Größe: bis zu 15 cm
- Herkunft: Süd-Ostasien
- Terrarium: 60 x 60 x 50 cm
- Bodengrund: feuchtes, saugfähiges Substrat
- Temperatur: 25-29° Celsius
- Luftfeuchtigkeit: 60-90 %
- Ernährung: Futterinsekten
Der Spitzenreiter unter den beliebten Kröten, wenn es um die Körpergröße geht, ist die Agakröte . Agakröte (Bufo marinus)
- Größe: bis zu 23 cm
- Herkunft: Nordamerika, Mittelamerika, Südamerika
- Terrarium: 120 x 60 x 60 cm
- Bodengrund: Rindenmulch, Terrarienerde
- Temperatur: 22-28° Celsius
- Luftfeuchtigkeit: 40-70 %
- Ernährung: Futterinsekten, Kleinsäuger
Man sieht, die Ansprüche an die Größe des Terrariums und die klimatischen Verhältnisse sind in Abhängigkeit von der Art etwas unterschiedlich. Die Pflege ähnelt sich allerdings bei allen Arten. Neben der Fütterung mit lebenden Insekten und einem vorsichtigen Handling mit Gummihandschuhen zum Schutz der Kröte und des Pflegers gehört hierzu auch die tägliche Kontrolle des Gesundheitszustandes. Bei Kröten werden häufig Knochenerweichungen, Abmagerung oder Verfettung sowie Hautveränderungen beobachtet. Solltest Du eines dieser Symptome bei Deiner Kröte feststellen, ist ein Tierarzt gefragt, der sich mit Amphibien auskennt. Bei richtiger Pflege hat man an seinen Kröten interessante und exotische Mitbewohner, die einen über 10 Jahre begleiten können.