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Horror-Show im Terrarium: Wenn das Blut spritzt

Hörner, Kröte, Echse. Die Kurzhorn-Krötenechse Phrynosoma douglasii (möglicherweise außerdem auch Phrysonoma hernandes) weckt viele interessante Assoziationen. Man riecht förmlich den Schwefel. Perfekt wird das diabolische Bild aber, wenn man einen ganz besonderen Verteidigungsmechanismus der kleinen Echse aus den Trockengebieten der westlichen USA, Südkanadas und Nordamerikas ins Auge fasst.

Letzte Verteidigung: Blut verschießen

Die Kurzhorn-Krötenechse kann Blut aus ihren Augen schießen. Und zwar bis zu 1,5 m weit. Dabei verliert sie bis zu ein Drittel ihres gesamten Blutvolumens. Allerdings endet das nicht in dem erwarteten Massaker. Ganz im Gegenteil. Die seltsame Maßnahme dient der Verteidigung und wird von der Echse gezielt dann eingesetzt, wenn alle anderen Abwehrmechanismen versagt haben. Dabei hilft ihr die besondere Anatomie ihres Auges.

Bei der Kurzhorn-Krötenechse verlaufen entlang der Venen des Auges Muskeln, die bei Anspannung nur den Rückfluss des Blutes zum Herzen unterbrechen. Der Zulauf ins Auge funktioniert aber ungestört. Das bedeutet, dass sich dort immer mehr Druck aufbaut. Fühlt sich die Echse in die Enge getrieben, kann sie mit einer weiteren Bewegung besagter Muskeln die dünne Haut unterm Auge zum Reißen bringen. Das angesammelte Blut schießt in einem Strahl heraus und erschreckt hoffentlich den Angreifer lange genug, dass die Kurzhorn-Krötenechse fliehen kann. Besonders schnell ist sie nämlich nicht mit ihrer gedrungenen Form und den kurzen Extremitäten. Da kann sie ein solches Ablenkungsmanöver gut gebrauchen. Bei Bedarf kann sie es sogar mehrmals in kurzer Zeit wiederholen. Wie genau das möglich ist, konnte noch nicht erklärt werden.

Auch sonst nicht wehrlos

Allerdings ist die sogenannte Hämorraghie nur das Mittel der letzten Wahl. Bei Bedrohung versucht die Kurzhorn-Krötenechse erst einmal weniger drastische Verteidigungsmaßnahmen. So kann sie sich mit ihrem gedrungenen, erdfarbenen Körper nahezu unsichtbar machen, wenn sie sich ein wenig eingräbt oder ganz still verharrt. Wird sie doch entdeckt, kann sie die Stacheln am Nacken aufstellen. Dadurch sieht die nur 6-15 cm große Echse dann immerhin etwas größer aus. Erst wenn auch das nicht mehr hilft, kommt der Blutstrahl zum Einsatz. Sollte sich der Angreifer davon auch nicht abschrecken lassen, bleibt der Kurzhorn-Krötenechse noch eine letzte Chance. Mit Ausnahme der Kehle ist ihr gesamter Körper mit Stacheln überzogen, die tatsächlich mehr als Überbleibsel aus grauer Vorzeit sind. Ein Fressfeind, der die Echse von oben packt, wird wenig Geschmack daran finden und sie hoffentlich unbeschadet wieder ausspucken.

Krötenechsen im Terrarium

Kurzhorn-Krötenechsen sind auch im Fachhandel oder bei Züchtern erhältlich. Natürlich sollte man sie im Terrarium nicht so sehr reizen, dass man sich das blutige Spektakel aus der Nähe ansehen kann. Wer sich trotzdem für die Tiere interessiert, muss allerdings bereits über viel Erfahrung in der Terraristik verfügen. Die Echsen mögen es sehr heiß und trocken, stellen also hohe Anforderungen an Heizung und Klima, was auch immer einen gewissen Aufwand bei der Mess- und Regeltechnik bedeutet. Vor allem aber verlangen sie nach besonderer Kost: In der Natur ernähren sie sich hauptsächlich von Ameisen. Da Ameisen in Deutschland unter Schutz stehen und nicht jeder eine Ameisenfarm hat, kann man in Gefangenschaft zum Beispiel auf Zweifleckgrillen ausweichen. Wichtig ist, dass die Futterinsekten über einen harten Panzer verfügen.

Übrigens ist die Kurzhorn-Krötenechse nicht nur für Terrarianer interessant. Auch Ingenieure sehen genauer hin. Denn mit den Muskeln, die für Blutstau und Schwellung am Auge sorgen, kann die Echse noch mehr als sich verteidigen. Gerät Schmutz ins Auge, kann sie es anschwellen lassen und dann mit ihrem dritten, transparenten Lid darüber wischen. Zieht dieses sich wieder in die vordere Ecke des Auges zurück, bleiben die Schmutzpartikel in der hinteren Ecke des Auges hängen. Durch weitere Schwellung können sie aufs Augenlid transportiert werden. Beim nächsten Blutstrahl dehnt sich die Haut ums Lid, der Schmutz fällt ab. Würde sich der Mechanismus auf Pumpen und Filter übertragen lassen, müsste man diese zur Reinigung nicht mehr abschalten. Das steigert die Produktivität.