Erdnatter: Haltung im Terrarium
Du suchst eine Schlange fürs Terrarium, die nicht zu groß ist und dabei eine Vielfalt an Morphen wie auch Verhaltensweisen bietet? Dann ist die Erdnatter (Pantherophis obsoletus) vielleicht der richtige Pflegling für Dich.
Wir zeigen Dir, wie Du die ungiftige Kletternatter artgerecht hältst. Die Erdnatter oder wissenschaftlich Pantherophis obsoletus ist eine gute Wahl für den Einstieg in die Schlangenhaltung. Die ungiftige Schlange gehört mit 160-180 cm Länge nicht zu den ganz großen, wobei die Schwarze Erdnatter bis zu 250 cm lang werden kann und dementsprechend andere Ansprüche an Platzangebot und Handling stellt. Erdnattern sind tag- und nachtaktiv, vergraben sich gerne in der Erde (daher der Name), klettern aber auch gerne. Damit sind sie nicht nur für Anfänger interessant zu beobachten. Von Natur aus zeigen sie eine breite Vielfalt an Färbung und Musterung. Auf schwarzem, braunem, rotem oder gelblichem Grund finden sich dunklere längliche bzw. runde Flecken oder auch Streifen. Hinzu kommen viele Farben und Zeichnungen, die durch gezielte Züchtung entstanden sind. Mit den großen Augen am schmalen Kopf, der sich kaum vom Körper absetzt, machen sie eine schlanke Figur. Als nicht bedrohte Art unterliegt die Erdnatter keiner Meldepflicht.
Erdnattern vergesellschaften
Erdnattern sind von Natur aus Einzelgänger. Das macht die Haltung im Terrarium nochmal einfacher. Wer trotzdem mehr als eine Erdnatter halten möchte, muss sich mit der Systematik auskennen. Denn es gibt mehr als eine Art, und die verschiedenen Arten dürfen nicht vergesellschaftet werden. Die bis 2002 unter dem Namen Elaphe obsoleta geführte Art hatte je nach Auslegung 5 oder 7 Unterarten: Schwarze Pilotnatter (P. o. obsoletus), Kükennatter (P. o. quadrivittatus), Texaskükennatter (P. o. lindheimeri), Graue Pilotnatter (P. o. spiloides) und Everglades-Kükennatter (P. o. rossalleni). Als sechste und siebte Unterart kamen noch Pantherophis deckerti und Pantherophis williamsi hinzu. Genetische Untersuchungen von Burbrink, Lawson und Slowinski in den Jahren 2001 und 2002 legten eine andere Einteilung nahe. Demnach ließen sich die vormaligen Unterarten zu drei Erdnattern-Arten ohne Unterarten zusammenfassen, nämlich:
- Pantherophis alleghaniensis (ehemals P. o. deckerti, P. o. rossaleni und P. o. quadrivittata)
- Pantherophis spiloides (ehemals P. o. spiloides, P. o. williamsi und P. o. lindheimeri östlich des Mississippi)
- Pantherophis obsoletus (ehemals P. o. obsoletus und P. o. lindheimeri westlich des Mississippi)
Die Feinheiten der Systematik könnten dem nicht wissenschaftlich interessierten Tierfreund zwar im Grunde egal sein. Im Falle der Erdnatter ist jedoch darauf zu achten, verschiedene Arten nicht zu vergesellschaften. Abgesehen davon handelt es sich bei Schlangen ja nicht um Schmusetiere. Bei der Reptilienhaltung geht es in erster Linie ums Beobachten und Lernen. Artgerechte Haltung als Grundvoraussetzung hierfür und natürlich für das Tierwohl muss sich aber an den Bedürfnissen der Art ausrichten. Eine Kenntnis der Systematik ist also gerade da nötig, wo die Wissenschaft neue Erkenntnisse einfließen lässt.
Das Erdnatter-Terrarium
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Erdnatter liegt im östlichen Nordamerika, Kanada und Mexiko. Dort findet sie sich in Wäldern ebenso wie in Sümpfen und Wiesen. Die Erdnatter gehört zur Gattung der Kletternattern. Ein gut strukturiertes Waldterrarium mit vielen Kletter- und Versteckmöglichkeiten kommt dem natürlichen Lebensraum am nächsten.
Mindestgröße
Die Mindestgröße eines Schlangenterrariums richtet sich nach der Länge der Schlange. Im Falle der Erdnatter sind dies 160-180 cm. Diese geben die Grundlänge vor. Die Tiefe sollte halb so viel betragen. Die Höhe darf bei Kletternattern gerne etwas großzügiger ausfallen. Für eine Erdnatter empfiehlt sich von daher eine Mindestgröße des Terrariums von 160 x 80 x 160 cm.
Einrichtung
Eine Erdnatter fühlt sich in einem Waldterrarium wohl, indem sie Kletter- und Versteckmöglichkeiten vorfindet, aber auch die Möglichkeit hat, sich im Substrat einzugraben. Als Bodengrund eignet sich etwa Terrarienerde, die mindestens 10 cm hoch eingestreut werden sollte. Wichtig sind Wurzeln und Hölzer zum klettern und verstecken. Auch die Bepflanzung leistet hier einen Beitrag. Zusätzliche Verstecke können ebenfalls angeboten werden, nicht fehlen darf z. B. eine Wetbox, um die Häutung zu unterstützen. Wichtig ist auch eine Badegelegenheit in Form einer Wasserschale. Diese muss groß genug sein, dass die Schlange ganz hineinpasst.
Temperatur, Beleuchtung, Luftfeuchtigkeit
Die ideale Temperatur im Terrarium der Erdnatter liegt bei 24-28 °C am Tag, mit bis zu 35 °C am Sonnenplatz. In der Nacht sollen die Temperaturen auf 18-22 °C fallen. Eine oder mehrere außen angebrachte oder - wo nicht möglich - im Innenraum mit einem Schutzkorb gesicherte Heizlampen sorgen für die richtige Temperatur und das nötige Temperaturgefälle durch Ausrichtung auf den Sonnenplatz und kühlere Temperaturen, wo sie nicht direkt hin strahlen. Für die Nacht wird einfach abgestellt.
Erdnattern sind nacht- und dämmerungsaktiv, lassen sich aber gerade im Terrarium auch tagsüber blicken. Die Beleuchtung muss v. a. einen natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus simulieren. Dies erreicht man einfach mit Leuchtstoffröhren, T5 oder T8. Auf UV-Licht kann verzichtet werden.
Für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit von 60-75 % im Terrarium der Erdnattern kann man mit der Sprühflasche sprühen oder den Vorgang mit einer Beregnungsanlage automatisieren. Auch die Wasserschale trägt zu einem ausreichend feuchten Klima bei.
Reinigung
Kot-, Futter- und Häutungsreste müssen täglich aus dem Terrarium der Erdnatter entfernt werden. Für einen guten Blick ins (und aus dem) Terrarium sorgst Du einmal die Woche, indem Du die Scheiben mit warmem Wasser oder Dampf reinigst. Einmal im Jahr kann/sollte das Substrat ausgetauscht werden. Bei der Gelegenheit kann dann auch eine Grundreinigung des Terrariums und aller Einrichtungsgegenstände vorgenommen werden. Alle verwendeten Reinigungsmittel sollten mit Rücksicht auf die Gesundheit Deiner Tiere aus dem Fachhandel stammen.
Ernährung: Das frisst die Erdnatter
In freier Natur erbeutet die Erdnatter je nach Habitat Amphibien, Nager und kleinere Vögel. Im Terrarium werden v. a. Mäuse und Ratten angeboten. Erdnattern sind unkomplizierte Fresser, die auch Frostfutter problemlos annehmen. Allenfalls auf die dem Alter angemessene Größe und die entsprechenden Abstände zwischen den Fütterungen gilt es zu achten. So werden Jungtiere einmal wöchentlich mit nestjungen Mäusen gefüttert, subadulte Tiere erhalten alle ein bis zwei Wochen, adulte Tiere alle zwei bis vier Wochen entsprechend große Beute. Wichtig ist auch, die Schlangen einzeln zu füttern. So vermeidet man Unfälle, bei denen zwei Schlangen an dasselbe Futtertier gehen und sich beim Versuch, die Beute zu verschlingen, ineinander verkeilen.
Die Erdnatter hält Winterruhe
Im Herbst wird die Temperatur langsam auf 10 °C gesenkt, die Tage/Beleuchtungsdauer werden kürzer. Die Tiere begeben sich ab Oktober in Winterruhe. Diese kann je nach Art zwischen 2 und 5 Monaten dauern. Zuvor sollte unbedingt eine Kotprobe auf Parasiten untersucht werden. Und zwar mit genügend zeitlichem Vorlauf, um einen positiven Befund behandeln zu können. Mehr zur Winterruhe erfährst Du hier. Um sie zu beenden, werden Beleuchtungsdauer und Temperatur schrittweise wieder hochgefahren. Mit dem Ende der Winterruhe beginnt die Paarungszeit.
Fortpflanzung und Zucht der Erdnatter
Erdnatterweibchen erreichen die Geschlechtsreife in einem Alter von einem bis zwei Jahren. Die erste Verpaarung sollte mit Rücksicht auf die Gesundheit der Mutter wie der Jungen frühestens mit zwei, besser mit drei Jahren erfolgen. Von den Männchen sind sie ohne Sondierung nur schwer zu unterscheiden, allenfalls die schlanke Verjüngung im Gegensatz zur breiteren Schwanzwurzel beim Männchen kann einen äußerlichen Hinweis geben. Bock und Weibchen werden nur zur Paarung zusammengesetzt und danach wieder getrennt, um vermehrten Stress bei der Mutter zu vermeiden. Nach ca. 8 Wochen legt das Weibchen seine Eier in einer Erdmulde ab und deckt diese wieder zu. Die Größe des Geleges hängt von Alter und Art ab, durchschnittlich kann man mit 10-20 Eiern rechnen. Die Eier werden bei der Haltung im Terrarium vorsichtig entfernt und in eine Brutmaschine überführt. Dort werden sie bei Temperaturen von 26-28 °C und fast 100 % Luftfeuchtigkeit inkubiert. Eine Absenkung der Temperaturen in der Nacht um ein paar Grad hat sich bewährt. Nach zwei bis drei Monaten schlüpfen die Jungen, die getrennt in Aufzuchtboxen herangezogen werden. Diese können anfangs eine Größe von nur 40 cm × 30 cm × 30 cm (L×T×H) haben, müssen aber mitwachsen. Die erste Fütterung erfolgt nach der ersten Häutung.
Erdnattern sind sicher nicht die großen Exoten unter den Schlangen. Allerdings verlangen sie auch weniger Einsatz an Platz und Technik als manche von diesen. Mit einer Vielfalt an Farben und Zeichnungen sind sie schön anzusehen. Als nachtaktive Tiere, die sich auch am Tag oft zeigen und sich sowohl im Substrat vergraben als auch auf Äste klettern, bieten Erdnattern viel Gelegenheit zur Beobachtung. Nicht giftig und von gut handhabbarer Größe, sind sie gerade für Anfänger interessante Pfleglinge, mit denen auch der Einstieg in die Zucht gelingt.